Der Gründervater des Kapitalismus
Adam Smith, Philosoph und Wirtschaftswissenschaftler des 18. Jahrhunderts, wurde 1723 in Kirkcaldy, Schottland, geboren. Weithin bekannt durch seine Abhandlung Der Wohlstand der Nationen - Eine Untersuchung seiner Natur und seiner Ursachen (An Inquiry Into the Nature and Causes of the Wealth of Nations), wird ihm auch die Schaffung der Disziplin der Nationalökonomie zugeschrieben. Die neuen Ideen seines Werkes repräsentierten eine radikale Abkehr von der damals vorherrschenden ökonomischen Politik und Philosophie des Merkantilismus, die Europa drei Jahrhunderte lang beherrscht hatte.
Der Einfluss von Der Wohlstand der Nationen war so nachhaltig, dass es allgemein als das wichtigste Werk über Ökonomie gilt, das jemals geschrieben wurde. Begriffe wie „die unsichtbare Hand“ und „Arbeitsteilung“ hatten ihren Ursprung in Smiths Werk.
Im Alter von 14 Jahren begann er sein ordentliches Studium an der University of Glasgow, einem Zentrum der so genannten Schottischen Aufklärung. Er wurde offenbar von dem schottischen Philosophen Francis Hutcheson stark beeinflusst, dessen Theorien über ethische Gefühle in seinem späteren Leben zur Grundlage von Smiths eigenen ethischen Überlegungen wurden. Smith erweiterte seine Studien für sieben Jahre in Oxford, dort wurde er von den atheistischen Ideen von David Hume, einem anderen schottischen Philosophen, angezogen, mit dem ihn später eine enge Freundschaft verband.
Nach seinen Studien kehrte Smith nach Schottland zurück und wurde Dozent und Professor, aber was noch wichtiger war, er wurde in die intellektuelle Öffentlichkeit eingeführt und erregte die Aufmerksamkeit der Meinungsmacher. 1759 veröffentlichte er Die Theorie der ethischen Gefühle (Theory of Moral Sentiments). Dieses Werk befasst sich mit der menschlichen Fähigkeit, moralische Entscheidungen zu fällen, getragen von einem natürlichen Selbsterhaltungstrieb und der Neigung zu eigenen Interessen - Ideen, die man später im Wohlstand der Nationen wiederfindet.
1763 verließ er seinen Posten an der University of Glasgow und nahm eine Position als Privatlehrer von Henry Scott, Third Duke of Buccleuch, an, den er 1764-1766 auf einer Reise nach Europa begleiten sollte.
Diese Erfahrung brachte Smith wichtige Kontakte mit französischen Intellektuellen inklusive Voltaire, wie auch direkten Einblick in den französischen Merkantilismus. Diese Politik befürwortete Regierungskontrolle über Industrie und Handel, basierend auf der Theorie, dass eine Nation so lange stark bleiben würde, wie die Exporte die Importe überstiegen. Der ökonomische Einfluss, den vergleichsweise kleine Nationen wie die Seemächte England und Holland ausübten, blieben Frankreich nicht verborgen. Als man realisierte, dass Wohlstand Macht bedeutete und dass Wohlstand durch Handel und Produktion erreicht wurde, wollte sich Frankreich durch Gesetze zum Schutz seiner Inlandsproduktion Vorteile sichern.
Smith war gegen eine Einmischung der französischen Regierung in den freien Handel, wie sie durch untragbare Zölle auf ausländische Güter praktiziert wurde. Zweifellos reiften während dieser Zeit viele seiner Ideen von Wohlstand der Nationen.
1766 kehrte der Philosoph nach Schottland zurück und fing an, an dem Werk zu arbeiten, das ihm immer währenden Ruhm einbringen sollte. Nach zehn Jahren Arbeit wurde Wohlstand der Nationen 1776 veröffentlicht, das als erstes großes Werk der politischen Ökonomie gilt - der Wissenschaft über die Regeln von Produktion, Vermehrung, Verteilung und Verbrauch von Wohlstand und Reichtum.
Eine von Smiths anfänglichen Beobachtungen war, dass sich die Produktion durch Zuweisung spezifischer Aufgaben an individuelle Arbeiter erhöhen ließ. Diese Arbeitsteilung würde die Produktion maximieren und dabei den Arbeitern ermöglichen, sich auf spezielle Produktionsabläufe zu spezialisieren. Er sah in der Arbeitsteilung und der Erweiterung der Märkte praktisch unbegrenzte Möglichkeiten für die Expansion von Wohlstand mittels Produktion und Handel.
Smith argumentierte auch, dass das Kapital für die Produktion und Verteilung von Vermögen am wirkungsvollsten arbeiten konnte, wenn sich Regierungen nicht einmischen. Solche Politik des laissez-faire, des „in-Ruhe-gelassen-Werdens“ oder „Zulassens“ (Begriffe, die durch Wohlstand der Nationen populär wurden) würde seiner Meinung nach den effizientesten Verlauf privater und kommerzieller Unternehmen ermöglichen. Er war nicht gegen jedwede Einbindung der Regierung in öffentliche Projekte, die für private Investoren zu groß waren, aber gegen deren Einmischung in den Marktmechanismus.
Er war auch der Meinung, dass Individuen, die in ihrem eigenen Interesse handeln, normalerweise die ökonomischen Aktivitäten wählen, die die größten finanziellen Anreize böten. Smith war überzeugt davon, dass dieses Eigeninteresse im Gefolge das ökonomische Wohlergehen der gesamten Gesellschaft maximieren würde (vgl. Kastenartikel „Die Achillessehne des Kapitalismus“ im Sonderdruck „Jedermanns Geld - Kapitalismus, Demokratie und globaler Wohlstand“ - Teil 1).
Eine besonders radikale Ansicht in Wohlstand der Nationen war, dass Wohlstand nicht in Gold, sondern in der produktiven Fähigkeit aller Menschen läge, von denen jeder danach strebe, von seiner oder ihrer eigenen Arbeit zu profitieren. Diese demokratische Sicht richtete sich gegen alle königlichen Finanzministerien, Privilegien der Aristokratie oder Vorrechte, die an Händler, Landwirte und Handwerksgilden vergeben worden waren. Es ist nicht zufällig, dass solche demokratischen, egalitären Sichtweisen simultan zur Amerikanischen Revolution und kurz vor der Französischen Revolution von 1789 auftraten. Smith glaubte, dass der wahre Wohlstand einer Nation aus der Arbeit aller Menschen entstehe und dass die Verteilung von Gütern und Dienstleistungen das ultimative Ziel und der Zweck allen ökonomischen Lebens seien.
Der moderne Kapitalismus sieht seine Wurzeln in Adam Smith und seinem Werk Wohlstand der Nationen, das vermutlich mehr als jedes andere Werk als Leitfaden für die Formulierung nationalökonomischer Politik gedient hat. Subsequente Theorien haben die Rolle der Regierung in der Ökonomie abgeändert, im Speziellen die Keynes'schen Ideen des 20. Jahrhunderts. Dennoch nehmen Smiths Theorien immer noch eine wichtige Position in der Entwicklung ökonomischen Denkens ein.