Eine zweite Genesis

Remaking Eden

Lee M. Silver. 1999. Phoenix Press, London. 391 pages.

The Biotech Century

Jeremy Rifkin. 1998. Victor Gollancz, London. 282 pages.

Genome: The Autobiography of a Species in 23 Chapters

Matt Ridley. 1999. Fourth Estate, London. 352 pages.

Manchmal muss man sich einfach in den Arm kneifen, um sicher zu sein, dass man nicht in einer Sciencefiction-Welt lebt. Denn aus der wissenschaftlichen Fiktion, wie wir sie kennen, sind offenbar wissenschaftliche Fakten geworden - zumindest in der Genetik. Diese boomende Naturwissenschaft ist dabei, für die größte Revolution der Weltgeschichte zu sorgen.

Kaum eine Woche vergeht ohne eine neue Meldung in den Medien über bemerkenswerte Fortschritte in der Genetik. Als dieser Artikel geschrieben wurde, waren zum Beispiel sechs Kälber mit Zellen geklont worden, die offenbar den Alterungsprozess umgekehrt haben. Diese erstaunliche Entdeckung bringt die Verheißung mit sich, dass degenerative Krankheiten beim Menschen - wie Alzheimer, Parkinson und Diabetes -, aber auch Herz-, Leber- und Nierenerkrankungen erfolgreich behandelt werden können. Darüber hinaus eröffnen solche Entdeckungen die verlockende Aussicht auf eine erheblich verlängerte Lebenszeit des Menschen oder sogar den heiligen Gral der Genforschung: die Unsterblichkeit.

Doch diese Revolution beinhaltet noch so viel mehr. Im Lauf der letzten 50 Jahre sind wir durch die Verfügbarkeit immer leistungsstärkerer Computer so weit gekommen, daß die Wissenschaftler sich anschicken, den Grundcode des Lebens selbst zu knacken. Und mit diesem Wissen kommt die Fähigkeit, alles Leben zu manipulieren - mikrobisch, pflanzlich, tierisch oder menschlich. Es ist keine Übertreibung, zu sagen, dass diese Kräfte kurz davor sind, unser gesamtes Leben neu zu formen. Dabei stellen sie ethische und moralische Werte in Frage und stellen sie auf den Kopf. All dies bedeutet eine noch nie da gewesene Revolution.

Den meisten Menschen heute sind die Begriffe künstliche Befruchtung und Leihmutterschaft vertraut. Hierbei verschmelzen die Wissenschaftler im Labor ein menschliches Spermium mit einem Ei und setzten den so entstandenen Embryo einer anderen Frau ein, die ihn austrägt. Dies ist nur ein Beispiel dafür, was die neue Wissenschaft Genetik inzwischen routinemäßig tun kann. Andere exotisch klingende Verfahren wie Kerntransplantation und Embryo-Stammzellentherapie werden ebenfalls möglich und lassen sich unter der Bezeichnung Gentechnik oder Biotechnologie zusammenfassen.

Und dann gibt es das Human Genome Project - das Unterfangen, in 15 Jahren den Sitz und die Funktion aller 80 000 menschlichen Gene zu kartieren. Wird es zu einer neuen Eugenikbewegung führen, bei der menschliches Leben durch genetische Manipulation „aufgewertet“ wird? Viele fürchten, dass wir uns einer Zukunft nähern, die Aldous Huxleys Albtraum Schöne Neue Welt ähnelt.

Um dies alles besser zu verstehen, werden wir uns drei beachtenswerte Bücher ansehen, die das Thema Genforschung aus verschiedenen Blickwinkeln untersuchen. Jedes von ihnen beeindruckt durch seine Breite, seinen Horizont und sein Wissen und vermittelt effektiv Einzelheiten eines Stoffes, der für viele entmutigend ist. Jedes ist ein Klassiker in seinem Fachgebiet und kann als Einführung in dessen Grundbegriffe gesehen werden. In der Welt der Genetik, die sich rasant entwickelt, ist die Botschaft dieser Bücher noch immer von großer Tragweite und nicht wenig beunruhigend. Schon deshalb sind sie einer genaueren Betrachtung würdig.

ZUKUNFT BEREITS EINGETROFFEN 

In Remaking Eden führt uns Lee Silver, Professor für Biologie an der Princeton University, in die schier unvorstellbare Welt der Molekulargenetik ein. Sein Ziel ist es, die wissenschaftlichen ebenso wie die politischen Realitäten dessen darzustellen, was er Reprogenetik nennt - die Verschmelzung von Genetik und Fortpflanzungsbiologie - und aufzuzeigen, welche ethischen Probleme ihre Anwendung mit sich bringen wird. Seiner Ansicht nach wird die Reprogenetik Sciencefiction in Realität verwandeln, vom Klonen über Embryoselektion bis zu gentechnischer Medizin und darüber hinaus. Sein Buch ist eine anregende und nachdenkliche Analyse der vielen Möglichkeiten, die diese neuen Techniken bieten.

Wieder und wieder führen seine Ausführungen zu der beunruhigenden Botschaft: Die Zukunft ist schon eingetroffen. „Obwohl alle auf Naturwissenschaft basierenden Zukunftsgeschichten per Definition eigentlich Sciencefiction sind“, schreibt Silver, „habe ich mir keinen meiner Zukunftsentwürfe aus den Fingern gesogen. In jedem Fall habe ich einfach angenommen, dass wir weiterhin wissenschaftliche und technologische Fortschritte machen werden, die über das heute Machbare hinausgehen“ (Remaking Eden, S. 295).

Nach Silvers Einschätzung wird es nicht der Staat sein, der diese Fortpflanzungstechnologie kontrolliert. Es wird die Macht des Marktes sein - wo Einzelpersonen und Paare, die für sich und ihre Kinder handeln, das Geschehen bestimmen. Wie bedeutsam sind diese Entwicklungen? Silver hegt keinen Zweifel daran, dass die zunehmende Anwendung der Reprogenetik unvermeidbar ist und den Anbruch eines neuen Zeitalters darstellt.

Obwohl er auf seine wissenschaftliche Distanz Wert legt und die Naivität derer beklagt, die solcher Art utopischer Zukunftsbilder malen, betont Silver, dass wir dies nicht ausschließen dürfen. „Wie unwahrscheinlich es heute auch scheint: Es ist möglich, dass eines Tages eine wirklich globale, utopische Gesellschaft entstehen könnte, die allen Kindern die Segnungen der Reprogenetik zukommen läßt. Es wäre ein schwieriges Unterfangen . . . . Doch wie uns die an Wunder grenzenden politischen und wissenschaftlichen Ereignisse der letzten 20 Jahre lehren, sollte man in beiden Bereichen niemals nie sagen“ (S. 295).

Silver ist ein starker Befürworter der neuen genetischen Technologien, und seine eigene Sichtweise ist, zumindest in einem gewissen Maß, utopisch. Seine Haltung gegenüber all diesen neuen Entwicklungen ist weitgehend unkritisch, sogar offenbar enthusiastisch, und er meint, die damit einhergehenden ethischen Probleme - zumindest zu seiner eigenen Zufriedenheit - lösen zu können.

Wir kommen in Reichweite der letzten Grenze der Medizin und der Philosophie – der Fähigkeit, die Natur der Menschheit zu verändern.“ 

Lee M. Silver, Remaking Eden

Wohin wird all dies nach Silvers Einschätzung führen? „Gleichgültig, welche Technik oder Techniken letztlich angewandt werden“, schreibt er, „die genetische Herstellung menschlicher Embryonen wird mit Gewissheit bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts machbar, ungefährlich und effizient werden. Wenn das geschieht, kommen wir in Reichweite der letzten Grenze der Medizin und der Philosophie - der Fähigkeit, die Natur der Menschheit zu verändern“ (S. 273; Hervorhebungen hinzugefügt).

DARÜBER SOLLTEN WIR WERDEN 

Während Silver sich um eine distanziert-wissenschaftliche Sicht der reprogenetischen Revolution bemüht, schlägt Jeremy Rifkin in The Biotech Century einen eher skeptischen, sogar ablehnenden Ton an. Rifkin hat zahlreiche Bücher über wirtschaftliche Trends und den Themenkreis Naturwissenschaft, Technik und Kultur geschrieben. Er ist Gründer und Vorsitzender der Foundation on Economic Trends in Washington, D.C. und ein ebenso wortgewaltiger wie effektiver Aktivist in Kampagnen zu vielen dieser Themen.

Vor über 20 Jahren war Rifkin einer der Autoren von Who Should Play God? In diesem Buch erörterte er die vielen Segnungen und Gefahren der damals noch ganz jungen Gentechnik. In der Zwischenzeit ist jeder naturwissenschaftliche und technische Durchbruch, den er damals voraussagte, eingetreten.

Obwohl er das allgemeine Staunen über so viele der neuen Entdeckungen teilt und ihren potentiellen Nutzen und Wert anerkennt, ist Rifkin besorgt über die Kehrseite der gentechnischen Revolution. Er bemerkt treffend, dass zwei frühere Revolutionen - in der Physik und Chemie im 19. und 20. Jahrhundert - großen Nutzen, aber ebenso große Probleme mit sich gebracht haben. Er findet es schwer zu glauben, dass die noch bedeutendere „Biotech-Revolution“ nicht ebenfalls schwerwiegende Folgen nach sich ziehen wird.

Rifkins weitsichtige Analyse der im Entstehen begriffenen Biotechnologie gipfelt in einem leidenschaftlichen Appell, diese neuen Technologien breit zu diskutieren, ehe ihre Anwendung unvermeidlich wird. „Die Biotech-Revolution wird für jeden Aspekt unseres Lebens Folgen haben“, stellt er fest. „Wie wir essen, wie wir Verabredungen eingehen und heiraten, wie wir unsere Babys bekommen, wie unsere Kinder erzogen und ausgebildet werden, wie wir arbeiten, wie wir uns politisch betätigen, wie wir unseren Glauben ausdrücken, wie wir die Welt um uns herum und unseren Platz in ihr wahrnehmen - alle unsere individuellen und gemeinschaftlichen Realitäten werden von den neuen Technologien des Biotech-Jahrhunderts tief berührt werden. Sicher verdienen diese sehr persönlichen Technologien eine breite Diskussion in aller Öffentlichkeit, bevor sie ein Teil unseres täglichen Lebens werden“ (Biotech Century, S. 237).

Rifkins weitsichtige Analyse der im Entstehen begriffenen Biotechnologie gipfelt in einem leidenschaftlichen Appell, diese neuen Technologien breit zu diskutieren, ehe ihre Anwendung unvermeidlich wird.

The Biotech Century ist ein Gewaltmarsch durch die vielen aufgezeigten Folgen der Biotechnologie für all diese Lebensbereiche - und zweifellos eine Pflichtlektüre. Rifkins Vision und Horizont sind viel breiter als die Silvers - Folge der großen Unterschiede in ihrem Hintergrund und ihren Prioritäten.

Rifkins These ist, dass die gentechnische Revolution eine neue technologische und wirtschaftliche Macht hervorbringen wird, die unsere Welt vollkommen verändern wird. Seiner Ansicht nach müssen wir nicht grundsätzlich gegen Wissenschaft und Technik sein, sondern wir müssen uns überlegen, welche Art Wissenschaft und Technik sich entwickeln soll. Er sähe es lieber, wenn bessere ökologische und krankheitsvorbeugende Praktiken in den Vordergrund gestellt würden statt rohe, kommerziell bestimmte Biotechnologie.

Die Revolution der Biotechnologie“, behauptet er, „wird jeden von uns direkter, stärker und intimer betreffen als jede andere technologische Revolution in der Geschichte. Schon aus diesem Grund geht die Richtung, die die Biotechnologie im kommenden Jahrhundert nehmen wird, jeden Menschen direkt und unmittelbar etwas an. . . . Da die Flut der neuen Technologien in den Markt und in unser Leben strömt, ist der Moment für eine viel breitere Diskussion über die Segnungen und Gefahren der neuen Wissenschaft gekommen - eine Diskussion, die sich nicht auf die professionellen Autoritäten und ‚Experten‘ auf beiden Seiten des Problems beschränkt, sondern die gesamte Gesellschaft einbezieht. . . . Die Biotech-Revolution wirft grundsätzliche Fragen über das Wesen der Wissenschaft, die Arten von neuen Technologien, die wir auf den Markt bringen, und die Rolle des Kommerzes in den intimen Angelegenheiten der Biologie auf“ (S. 235-236).

ALLES IN DEN GENE? 

Das dritte Buch, das wir besprechen, steht in deutlichem Kontrast zu den anderen. In den letzten Jahren wurde die gentechnische Revolution von und in einem bestimmten Bereich stärker vorangetrieben als in anderen: dem Human Genome Project. Der Zweck des Projekts von 1988 bestand darin, alle rund 80 000 menschlichen Gene zu identifizieren und zu beschreiben, die unser Dasein definieren. Matt Ridleys Buch Genome handelt nicht direkt vom Genome Project, sondern lenkt unsere Aufmerksamkeit auf das, was das Projekt gefunden hat. Ridley hat in Oxford in Zoologie promoviert und ist ein angesehener Wissenschaftsjournalist bei The Economist und dem Londoner Daily Telegraph.

Ridley will mit seinem Buch „die sich entfaltende Geschichte des menschlichen Genoms erzählen . . . Chromosom für Chromosom, indem ich ein Gen von jedem Chromosom nehme, das in die Geschichte passt, wie sie erzählt wird“ (S. 3-4). Jedem Chromosom (und Kapitel) ordnet er ein einzelnes Thema der menschlichen Natur zu, das dem zu behandelnden Gen ungefähr entspricht. Zu den Themen gehören Leben, Umwelt, Intelligenz, Instinkt, Gedächtnis, Eugenik sowie der freie Wille, und Ridley erörtert die Rolle, die unsere Gene in diesen und anderen Lebensbereichen spielen. Das Ergebnis ist eine faszinierende, brillante, kenntnisreiche Übersicht über die Bedeutung unserer Gene, oder mit Ridleys Worten: „Eine Rundfahrt zu einigen der interessanteren Stellen im Genom und was sie uns über uns selbst sagen.“

Wenn die Wissenschaftler einmal festgestellt haben, wofür jedes Gen verantwortlich ist und wie jedes von ihnen funktioniert, ist eine Manipulation dieser Gene, um Krankheiten auszumerzen und erwünschte Merkmale für unsere Nachkommen zu selektieren, ziemlich plausibel. 

Der Umfang und die Tragweite des Human Genome Project sind wirklich immens. Man kann das menschliche Genom wie ein riesiges Buch betrachten - die Autobiographie unserer Spezies: eine Milliarde Wörter mit je drei Buchstaben, geschrieben in dem Vier-Buchstaben-Alphabet der DNA. 90% der Wörter scheinen keine Bedeutung zu haben; herauszufinden, wo die Wörter sind, die etwas bedeuten, und sie zu entziffern, ist deshalb ein Unterfangen von überwältigender Komplexität. Wenn die Wissenschaftler einmal festgestellt haben, wofür jedes Gen verantwortlich ist und wie jedes von ihnen funktioniert, ist eine Manipulation dieser Gene, um Krankheiten auszumerzen und erwünschte Merkmale für unsere Nachkommen zu selektieren, ziemlich plausibel. Eine erste Studie über das menschliche Genom soll in kürze erscheinen, der Abschluß der gegenwärtigen Stufe des Projekts ist für 2003 geplant.

Das Buch beginnt mit einer Einführung, die dem Leser hilft, das umfangreiche Vokabular und Begriffsinstrumentarium der Genetik zu verstehen. Ridley versteht es hier und im gesamten Buch, ein kompliziertes Thema anschaulich und verständlich zu machen. Als vielleicht wichtigste Tatsache wird dabei deutlich, wie viel beim Menschen von den Genen abhängt. Die Diskussion „Natur oder Kultur“ ist im letzten Jahrhundert hin und her gegangen - der relative Einfluss unserer Gene gegenüber dem der Umwelt. Bei all der Forschung über das menschliche Genom überrascht es nicht, dass Wissenschaftler heute mehr denn je erkennen, wie weitgehend die Gene tatsächlich bestimmen, was wir sind.

Ridley legt überwältigende Beweise für den Einfluss verschiedener Gene in solchen Bereichen wie Krankheiten, Intelligenz, Lernen, Unterschiede im weiblichen und männlichen Verhalten, Grammatik, Persönlichkeit, Lebensdauer, Zelldifferenzierung und allgemeines Verhalten vor, zeigt aber auch, dass es nicht ganz so einfach ist: „Das Gehirn, der Körper und das Genom sind in einem Tanz zu dritt verschlungen. Das Genom ist ebenso sehr unter der Kontrolle der anderen beiden, wie sie von ihm kontrolliert werden. Dies ist einer der Gründe, warum genetischer Determinismus ein solcher Mythos ist. Das Ein- und Abschalten menschlicher Gene kann durch bewusste oder unbewusste externe Handlungen beeinflusst werden“ (S. 148).

Gene stehen in einer Wechselwirkung mit Umweltfaktoren, um die Einzigartigkeit jedes Individuums hervorzubringen. „Dies“, schreibt Ridley, „ist die Realität der Gene und der Umwelt: Ein Gewirr komplizierter Wechselwirkungen zwischen ihnen, nicht nur ein Einbahn-Determinismus. Soziales Verhalten ist keine Kette von Ereignissen außerhalb unserer selbst, die unseren Geist und unseren Körper überrascht. Es ist ein Teil unserer innersten Beschaffenheit, und unsere Gene sind nicht nur darauf programmiert, soziales Verhalten zu produzieren, sondern auch darauf zu reagieren“ (S. 172).

Die bemerkenswerte Erkenntnis über Gene ist, dass sie die Grundsprache aller Lebensformen beinhalten, seien sie tierisch, pflanzlich oder menschlich. Sie sind wie Computer-Softwarepakete, die auf verschiedenen Betriebssystemen laufen können. Diese erstaunliche Tatsache macht es möglich, dass Wissenschaftler immer leichter bestimmte Gene von einer Lebensform „ausschneiden“ und einer anderen „ankleben“ können.

Welche Tragweite hat diese ganze Genforschung? Ridley zufolge wird die Fähigkeit, das menschliche Genom zu lesen, uns mehr über uns selbst sagen als alle bisherigen Anstrengungen der Wissenschaft. „Sie wird die Anthropologie, Psychologie, Medizin, Paläontologie und praktisch jede andere Wissenschaft revolutionieren“, schreibt er. „In nur wenigen, kurzen Jahren werden wir nicht mehr fast nichts über unsere Gene wissen, sondern fast alles. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir den großartigsten intellektuellen Moment der Geschichte erleben. Ohne Einschränkung“ (S. 5).

FURCHT VOR DEM UNBEKANNTEN 

Doch während sich uns dieses Füllhorn gentechnischer Geschenke öffnet, kommt auch eine Fülle beunruhigender Fragen und Ängste auf.

Manche sagen - durchaus berechtigt -, daß die Wissenschaftler jetzt Gott spielen - die Gene verschiedener Spezies auf Weisen manipulieren, die der Schöpfer nie beabsichtigt hat. Wir spielen im Dunkeln herum, ohne Vorstellung von den Folgen unseres Handelns: Die Katastrophe könnte schon vor der Tür stehen. Manche fragen, wie es möglich ist, dass sich Biotech-Unternehmen Aspekte des Lebens selbst patentieren lassen können, insbesondere da sie nicht seine Urheber sind. Einige fürchten das Aufkommen einer neuen Eugenikbewegung, diesmal nicht von Staaten aufgezwungen, sondern frei gewählt von Einzelpersonen, die von dem verlockenden Kelch gentechnischer Möglichkeiten trinken.

Andere fürchten, dass eine „gentechnische Umweltverschmutzung“ mit unabsehbaren, aber potentiell tödlichen Folgen entfesselt wird. Wieder andere sind besorgt, dass gentechnisch produzierte biologische Kampfstoffe im 21. Jahrhundert so schlagkräftig werden könnten wie es Kernwaffen im 20. Jahrhundert waren - und viel billiger in der Herstellung wie auch der Anwendung.

Viele erwarten jedoch von diesen Entwicklungen Fortschritte wie noch nie seit Menschengedenken. Was könnte falsch daran sein, Mittel gegen bisher unheilbare Krankheiten zu finden? Und Menschen die Chance zu geben, länger und gesünder zu leben? Wer könnte etwas gegen bessere Ernten haben, um die explodierende Weltbevölkerung zu ernähren und von der allgegenwärtigen Gefahr der Hungersnot zu befreien? Viele anfängliche Ängste im Zusammenhang mit gentechnischen Entwicklungen scheinen zu schwinden, weil das Wissen auf diesem Gebiet ständig zunimmt.

Man könnte allerdings fragen: Wo ist Gott in dieser ganzen Diskussion? Silver behauptet, die heutige Reprogenetik sei dabei, „Eden neu zu erschaffen“, analysiert aber nicht wirklich, wie sich das neue Eden auf Gottes Plan für die Menschheit auswirkt, der im ursprünglichen Eden offenbar wurde - dem Eden, das Gott ansah, „und siehe, es war sehr gut“. Doch Silver ist Naturwissenschaftler; deshalb sollte man eine solche Analyse vielleicht nicht von ihm erwarten.

Andererseits zitiert er zu Beginn jedes Kapitels in seinem Buch eine Passage aus der Heiligen Schrift, wenn auch ohne Erläuterung. Interessanterweise untergräbt eine der zitierten Passagen die gesamte evolutionäre Basis der modernen Naturwissenschaft und Genetik: „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib“ (1. Mose 1, 26-27).

Die Lektüre dieser drei Bücher erfüllt den Leser mit Ehrfurcht vor dem unglaublich hohen Organisationsgrad, der das Leben kennzeichnet. Entweder beweist die Komplexität des Lebens den komplizierten Plan eines höchsten Schöpfers, oder alle Lebensformen stammen von einer einzigen Zelle ab. Silver und Ridley ziehen es vor, das Letztere zu glauben; allerdings räumt Silver ein, dass die Wahrscheinlichkeit, dass dies noch einmal durch Zufall geschieht, gleich Null ist. Doch niemand kann erklären, was irgendwann in grauer Vorzeit die erste Zelle hervorbrachte oder wie sie sich zu den Myriaden von Lebensformen entwickelte, die wir heute sehen. Und niemand kann angemessen erklären, wie sich die erfurchterweckende Vorherrschaft des Menschen aus purem Zufall aus einer einzigen Zelle entwickelt haben kann. Tatsächlich empfinden viele eine solch sinnlose Aussage als Beleidigung ihrer Intelligenz.

DER ULTIMATIVE KLON 

Realität ist, dass Gott die Urheberschaft alles Lebens für sich beansprucht. Er hat die verschiedenen Arten geschaffen, mit denen die Menschheit gerade jetzt experimentiert. Insbesondere beansprucht Gott, den Menschen geschaffen zu haben, und zwar zu seinem Bilde. Die Menschen haben etwas Einzigartiges und Anderes, das sie von anderen Lebensformen abhebt - trotz aller genetischen Ähnlichkeiten. Der Mensch hat eine geistige Komponente, die das Funktionieren seines Verstandes verändert (siehe 1. Korinther 2, 11).

Silver formuliert es so: „Die Besonderheit des Menschen ist nur zwischen unseren Ohren zu finden.“ Er bemerkt: „Das Wesen des menschlichen Lebens liegt im menschlichen Geist, nicht in DNA-Molekülen. Ob der menschliche Geist als etwas zu sehen ist, für das Gott zuständig ist, bleibt vorerst eine Frage des Glaubens, nicht der Wissenschaft“ (Remaking Eden, S. 204, 276). Die Wissenschaft kann die Einzigartigkeit des Menschen nicht anhand der Evolutionstheorie erklären, doch der Glaube, der auf der Bibel gründet, kann es - klar und eindeutig.

In den Entwicklungen der Wissenschaft wird Gottes offenbarter Plan für die Menschheit in vielfacher Weise untergraben und ignoriert. Die Institution der Ehe und der Kernfamilie sowie die beabsichtigte Heiligkeit der geschlechtlichen Beziehung - wichtige Aspekte des göttlichen Willens - sind in den Augen vieler nicht mehr relevant. Selbst die höchste biblische Verheißung der Unsterblichkeit könnte einer Menschheit, die mehr an den offenbar unaufhaltsamen Marsch des wissenschaftlichen Fortschritts glaubt, bald wie etwas Selbstverständliches vorkommen.

Vielleicht sollten wir uns darauf besinnen, dass wir zwar eines Tages fähig sein könnten, unsere menschlichen Gene zu manipulieren, um das Verhalten, die Gesundheit, das Glück und die Langlebigkeit des Menschen zu verbessern, doch dass dies weit hinter dem zurückbleibt, was Gott anbietet. Denn in gewisser Weise ist es Gottes kaum fassbare Absicht, sich selbst zu „klonen“, indem er Menschen unter gewissen Bedingungen sein geistliches Wesen und seinen Charakter einverleibt. Dieser Plan ist nicht auf den Seiten des menschlichen Genoms umrissen, sondern auf den Seiten der Heiligen Schrift.

Wenn wissenschaftliche Fortschritte in einem größeren Zusammenhang gesehen würden, der die Aufmerksamkeit für Gottes Willen einschlösse, würden ethische und humanitäre Fragen nicht vernachlässigt - und umstrittene Dinge könnten in einer Weise überwacht werden, die der Verantwortung für die sozialen und geistigen Bedürfnisse des Menschen entspräche. Die Alternative, besonders im Bereich der Genetik, könnte letztlich zur Katastrophe führen. Durch den Propheten Hosea sagt Gott über die, die ihn ablehnen: „Sie säen den Wind und ernten den Sturm.“ Um diese Passage mit Worten der Biotechnologie zu umschreiben: „Wenn wir den Klon säen, könnten wir den Zyklon ernten“!

Wenn Sie mehr über diesen boomenden Bereich des menschlichen Strebens, die damit verbundenen moralischen Fragen und Befürchtungen und seine künftigen Auswirkungen auf die Menschheit erfahren möchten, sind diese drei Bücher ein guter Anfang und sehr lesenswert.