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In letzter Zeit hat zweifellos eine Beschleunigung des Lebens stattgefunden. Viele Menschen erkennen, dass dies wohl auch mit der Technologie zu tun hat, die immer mehr und leichter zugängliche Informationen liefert. Seit Langem erzählt man uns, dass wir im Informationszeitalter leben.
Vor etwa 20 Jahren führte ich ein Interview mit dem inzwischen verstorbenen Neil Postman, der Amusing Ourselves to Death (Wir amüsieren uns zu Tode: Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie, übersetzt von Reinhard Kaiser, 1985) geschrieben hatte und später Technopoly: The Surrender of Culture to Technology (Das Technopol. Die Macht der Technologien und die Entmündigung der Gesellschaft, übersetzt von Reinhard Kaiser, 1992) verfasste. Schon damals warnte er, die Flut der Informationen aus so vielen Quellen werde uns überwältigen. Er sagte, dass es ohne Kontext unmöglich sei, das alles zu verarbeiten. Heute haben wir zusätzlich noch E-Mail, Smartphones und soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter. Viele von uns sind ständig online, ständig aufmerksam, ständig erreichbar, nie in Ruhe.
Doch ist das immer hilfreich oder wertvoll? Gewöhnlich haben Dinge ihren Preis. Wie die Redakteure des Hedgehog Review in der Ausgabe vom Sommer 2011 schreiben: „Wir verbringen immer mehr Zeit vor Bildschirmen und immer weniger Zeit in persönlicher Kommunikation, aber auch immer weniger Zeit allein, ohne irgendwelche elektronischen Kommunikationsmittel, die uns von jeder möglichen Einsamkeit ablenken.“
Außerdem sagte Postman, dass nicht jeder wissenschaftliche oder technologische Fortschritt notwendigerweise menschlicher Fortschritt ist. Dass Technologie verfügbar ist, garantiert nicht, dass sie dem Menschen Gutes bringt. Auf jeden Fall sollten wir nicht zulassen, dass Maschinen das Tempo unseres Lebens diktieren. Wir sollten nicht Hilfsmittel unserer Hilfsmittel werden. Gott hat uns so geschaffen, dass wir innerhalb von Grenzen funktionieren. Seine Schöpfung lebt innerhalb bestimmter Zeiträume. Bäume wachsen in einem geregelten Tempo. Eile bringt keinen Gewinn. Es dauert etwa neun Monate, bis ein Mensch im Mutterleib heranreift. Diesen Reifeprozess zu beschleunigen, ist nicht hilfreich. Unsere geistige und körperliche Leistungsfähigkeit hat Grenzen. Die meisten Menschen brauchen jede Nacht sieben bis acht Stunden Schlaf. Wir kommen nicht ohne Träume aus. Wir können nicht lange ohne Ruhepausen aktiv sein. Und wir sind nicht dafür geschaffen, pausenlos online zu sein.
„Wir verlieren etwas von hohem Wert – eine Art, zu denken und mit Zeit umzugehen, die sich in einem einzigen Wort zusammenfassen läst: Tiefe. Tiefe des Denkens und Fühlens, Tiefe in unseren Beziehungen, unserer Arbeit und all unserem Tun. Da Tiefe das ist, was dem Leben Erfüllung und Bedeutung gibt, ist es erstaunlich, dass wir diese Entwicklung zulassen.“
Als Postman davon sprach, dass wir Kontext brauchen, meinte er den Sinnzusammenhang – den Rahmen, in dem wir leben. Wie fügen sich Informationen und ihre Übermittlung in den Rahmen, in dem wir leben? Für Menschen, die nach biblischen Prinzipien leben wollen, ist der Rahmen genau dieser: die Bibel. Was sagt uns Gottes Wort über Zeit, unseren Aufgaben nachzugehen, und Zeit zum Nachdenken?
Eine biblische Antwort ist Epheser 5, 15-16: „So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Weise, und kauft die Zeit aus; denn es ist böse Zeit“. Zeit „auskaufen“ bedeutet Zeit freikaufen, zurückkaufen, aufkaufen, damit sie sinnvoll genutzt werden kann, weil wir in einer schwierigen Welt leben, die nicht Gottes Werten entspricht. Darum sollten wir bei unserem Umgang mit Zeit unsere Prioritäten richtig setzen und nicht Zeit verschwenden, die sinnvoller genutzt werden könnte.
Doch wenn die Rede von Zeit zum Nachdenken ist, gibt es noch mehr zu beachten. Die Bibel ist voller Ermahnungen, über Gottes Wege zu meditieren, damit wir weise leben. Allerdings nimmt Meditation Zeit in Anspruch – Zeit, die für sie allein reserviert ist. Dies ist nicht möglich, wenn unsere Tage randvoll mit Zerstreuungen sind.
Vielleicht müssen wir uns alle einmal Zeit nehmen, um darüber nachzudenken, ob die Kommunikationstechnologie und das beschleunigte Leben uns von der Quelle unseres Lebens entfernt haben.