Zeit, das Buch zu verbrennen?
Die Bibel wurde im Lauf der Zeit von vielen Seiten angegriffen, in den letzten 400 Jahren insbesondere vonseiten der westlichen Kultur. Weil ihre Hauptgegner meist Wissenschaftler waren und sind, wird die Gültigkeit des „Buches der Bücher“ immer mehr in Zweifel gezogen. Das war allerdings nicht immer so, nicht einmal, als die traditionelle Religion unter Beschuss geriet.
Die Reformation, die gewöhnlich auf den Zeitraum von 1517-1648 datiert wird, stärkte die Bedeutung der Heiligen Schrift und des persönlichen Gewissens; sie focht die Autorität an, die der römisch-katholischen Kirche durch ihre unbiblischen Traditionen erwachsen war. Doch im darauf folgenden 17. und 18. Jahrhundert bestritten die Denker der Aufklärung die historische Glaubwürdigkeit der Bibel, sofern sie nicht anhand anderer Quellen belegbar war. Sie kamen beispielsweise zu dem Schluss, der hebräische Patriarch Abraham sei eine Kunstfigur, und seine Nachkommen, die Israeliten, seien nie Sklaven in Ägypten gewesen. Als dann Charles Darwin seine Evolutionstheorie veröffentlichte, untergrub er damit die Autorität der Bibel noch weiter, vor allem im Zusammenhang mit der Schöpfung und der besonderen Stellung des Menschen. Später führten Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts Methoden der Literaturkritik ein, mit denen sie die Einheitlichkeit der Bibel infrage stellten. Für sie war die Bibel aus mehreren Strängen von verschiedenen Quellen zusammengesetzt, ein Menschenwerk, das sich mit der Zeit entwickelt hatte. Hierauf aufbauend haben „Minimalisten“ in unserer Zeit die Behauptung aufgestellt, die biblische Frühgeschichte Israels beruhe auf nichts weiter als Mythen und politischen Zielen. Unter anderem argumentieren sie, die Israeliten seien nie auf dem Sinai gewesen, um das Gesetz von Gott zu empfangen, und hätten das Land Kanaan nicht erobert. Vielmehr sei diese Geschichte eine Erfindung der Juden, die im 6. bis 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung aus dem Exil in Babylon zurückkehrten.
Doch nicht alle Wissenschaftler akzeptieren, dass die Glaubwürdigkeit und Autorität der Bibel in dieser Weise herabgesetzt werden. Wenn es um Glaubwürdigkeit geht, darf man die Funde der Archäologie und die gesicherten Fakten der Geschichte nicht ignorieren – es sei denn, man verfolgt das Ziel, die Bibel als unglaubwürdig abzutun. Fakten sind Fakten. Die Behauptung der Bibel, die Kinder Israel seien im 13. Jahrhundert v. Chr. eine bekannte Volksgruppe gewesen, wird von der Siegesstele des ägyptischen Königs Merneptah bestätigt. Die hieroglyphische Inschrift dieser aufrecht stehenden Platte aus schwarzem Granit, die auf das Jahr 1208 v. Chr. zurückgeht, nennt „Israel“ als Bezeichnung für eine Völkergruppe und nicht für ein Land.
„Klagen über fehlende Beweise sind heute oft zu hören. Allerdings gewöhnlich von Leuten, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben oder die das Thema nicht präzise genug durchdacht haben.“
Einige minimalistische Archäologen haben behauptet, David und Salomo seien von späteren Israeliten frei erfundene Figuren. Doch innerhalb von etwa 150 Jahren nach Davids Tod erwähnen sowohl die Tel-Dan-Stele als auch die Mescha-Stele das „Haus David“. Ferner ist ein Relief, das einen Sieg der Ägypter über bestimmte Kanaaniter verherrlicht, ein recht zuverlässiges Zeugnis der Verbindung zwischen Pharao Siamun und Salomo, die in 1. Könige 9, 16 erwähnt wird; dort heißt es, dass der Pharao damals die Stadt Geser „seiner Tochter, Salomos Frau“, zum Geschenk machte.
Darüber hinaus hat das Neue Testament auch Augenzeugen zu bieten. Im Zusammenhang mit der Auferstehung Jesu merken die Evangelisten an, dass es Menschen gab, die den Auferstandenen gesehen hatten, „nachdem er den Aposteln, die er erwählt hatte, durch den Heiligen Geist Weisung gegeben hatte. Ihnen zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes“ (Apostelgeschichte 1, 2-3). Der Beweis war das, was die Apostel mit eigenen Augen gesehen hatten. Dann gingen sie als „Zeugen“ hinaus. Hätten sie ihr Leben für etwas gegeben, das sie nicht mit eigenen Augen gesehen hatten? Auch Paulus schrieb, dass mehrere Menschen Christus nach seiner Kreuzigung lebend gesehen hatten und viele von ihnen noch befragt werden konnten (1. Korinther 15, 3-7). Auch das sind Beweise.
Ist die Bibel glaubwürdig, obwohl das von vielen Menschen in aller Welt in Zweifel gezogen wird? Es gibt reichlich Belege, die uns Sicherheit geben, dass wir uns auf ihre historische Glaubwürdigkeit verlassen können – ein Ausgangspunkt dafür, auch ihren Anspruch auf andere Wahrheiten ernst zu nehmen. Ich würde sagen, es ist Zeit, das Buch aus dem Feuer zu retten.