Rassismus oder die Spezies Mensch?
Wo taucht der Begriff „Rasse“ zum ersten Mal in der Geschichte auf? Und was sind die Implikationen seiner Verwendung zur Kategorisierung von Menschen?
„Rassismus ist eine existenzielle Gefahr für Amerika“, schreibt Theodore R. Johnson in When the Stars Begin to Fall, einem leidenschaftlichen Appell an sein Heimatland, das Problem der Rassenvorurteile zu überwinden.
Er ist nicht allein mit seiner Sorge. Rasse, Rassismus und rassistische Sprache und Einstellungen sind bei Menschen in vielen Ländern sehr präsent. Die UNO kämpft seit Langem gegen diese Geißel, unter der verschiedene Bevölkerungsgruppen leiden. Wir stehen fast am Ende der „Internationalen Dekade für Menschen afrikanischer Abstammung“ der UNO (2015–2024). Ihr Ziel ist, nicht nur die Anerkennung und Entwicklung von Millionen von Menschen afrikanischer Abstammung in aller Welt zu fördern, sondern auch Gerechtigkeit angesichts von Rassenvorurteilen, denen sie ausgesetzt sind. Diese Initiative der Generalversammlung greift allerdings nur einen Aspekt eines beunruhigenden, langwierigen Problems heraus.
Wie sind wir so weit gekommen, dass Rassenkonflikte neben den anderen in dieser Artikelserie ein erhebliches globales Existenzrisiko geworden sind? Gibt es überhaupt eine Lösung? Wo taucht der Begriff „Rasse“ erstmals in der Geschichte auf? Sind Rassen eine moderne Vorstellung, wie manche Forscher heute meinen? Was sind die Implikationen, wenn Rasse zu einer Kategorie von Menschen gemacht wird?
„Vor dem 17. Jahrhundert verstanden sich Menschen nicht als zugehörig zu etwas namens ,weiße Rasse‘. Doch nachdem diese Vorstellung erfunden worden war, begann sie schnell, die moderne Welt umzugestalten.“
Natürlich haben die vorhersehbare Reaktion auf die Geschichte des amerikanischen Doppelkontinents (mit ihrer schändlichen Sklaverei-Komponente) und die imperialistische Geschichte Europas (mit ihrem Zeitalter des Kolonialismus) das Thema Rasse in unserer Zeit in den Vordergrund gerückt.
Von Rasse ist in der europäischen Geschichte des 15. Jahrhunderts die Rede, und im 18. und 19. Jahrhundert wurde versucht, Rasse wissenschaftlich zu definieren. Rasse ist außerdem ein Ergebnis des Humangenomprojekts.
Es mag seltsam erscheinen, zu behaupten, „Rasse“ sei so spät in Erscheinung getreten. Was war in der Antike? Der griechische Geschichtsschreiber Herodot bereiste im fünften Jahrhundert v. Chr. mehrere Länder und beschrieb sie und ihre Bewohner. Aber der Begriff „Rasse“, wie wir ihn verstehen, kam nicht vor. Die griechische Kultur erkannte zwar körperliche Unterschiede zwischen Völkern, doch waren sie keine Basis für Rassentrennung. Die Griechen kategorisierten Menschen einfach als der griechischen Kultur zugehörig oder nicht – d. h. Griechen oder Barbaren. Dies war eine soziale Trennung aufgrund von Kultur. Sklaverei war in der Antike weitverbreitet, aber sie beruhte eben nicht auf Rassenvorstellungen.
Rassentrennung, also die Einteilung von Menschen nach ihrer Hautfarbe, scheint im Spätmittelalter in Portugal mit dem Chronisten Gomes Eanes de Zurara aufgekommen zu sein, der auch Offizier im Christusorden war – einem Missions- und Militärorden. 1452 wurde er beauftragt, ein Buch über den Sklavenhandel zu schreiben, den sein Herr Heinrich der Seefahrer in Westafrika betrieb, und er kategorisierte die Gefangenen dort als „weiß genug“, „weniger weiß wie Mulatten“ und „schwarz wie Äthiopier“, in absteigender Reihenfolge nach wahrgenommener Schönheit. Sie alle sah er als Heiden und eine „elende Rasse“ an, war dabei aber „eingedenk, dass auch sie von dem Geschlecht der Söhne Adams sind“ – vollständig menschlich, aber bekehrungsbedürftig. Seine Beschreibung und Rechtfertigung des portugiesischen Sklavenhandels als Handelsunternehmung und christliche Mission bereitete den Boden für künftige Vorstöße von Kolonisten – auf dem amerikanischen Doppelkontinent auch für Franzosen, Spaniern und Briten.
Wenige Jahrzehnte später verstärkte die Vertreibung von Juden und muslimischen Mauren aus Spanien das Rassenbewusstsein im europäischen Denken. Zwar waren Versuche, die Juden und Mauren zum römisch-katholischen Christentum zu bekehren, weitgehend erfolgreich, doch die Stimmung wendete sich gegen diese conversos, als sie bezichtigt wurden, ihrem ursprünglichen Glauben insgeheim treu zu bleiben – sie hätten ihn sozusagen „im Blut“.
Der australische Forscher Adam Hochman schreibt: „Die Juden und die Mauren galten als unveränderbare razas, Rassen [Allerdings wurde offenbar niemand sonst so bezeichnet.], und das konnte auch noch so viel Taufwasser nicht ändern. Der Begriff Rasse ist nicht modern, sondern spätmittelalterlich.“
„Der Begriff ,Rasse‘, vor 1500 selten verwendet, bezeichnete eine Gruppenidentität von Menschen mit einer Verwandtschaft oder Verbundenheit untereinander. Die moderne Verwendung des Begriffs ,Rasse‘ (der Gruppen von Menschen anhand körperlicher Merkmale, Aussehen oder Charaktereigenschaften identifiziert) ist eine menschliche Erfindung.“
Die aufkommende Wissenschaft übernimmt
Wie Hochman weiter ausführt, änderte sich die Situation mit dem Eintreten der Moderne und dem Aufkommen wissenschaftlicher Erklärungen. Daher gilt „Rasse“ als wissenschaftlicher Begriff als modern. So konnte François Bernier 1684 die Menschheit als in Rassen unterteilt definieren. In seinem Aufsatz über die „Aufteilung der Erde nach den verschiedenen Arten oder Rassen der Menschen, die sie bewohnen“, so Hochman, „beschrieb Bernier vier ,Arten oder Rassen‘; sie entsprechen sehr grob den Kategorien Weiße (einschließlich Ägypter, Indianer und Inder – die, wie er schrieb, nur ,sonnenverbrannt‘ seien), Schwarze (Schwarzafrika), Asiaten (alle Menschen vom Großfürstentum Moskau bis zu den Philippinen) und Sámi (über die er, wie er bekennt, wenig weiß).“
Hochman fährt fort: „Während die Spanier des 15. Jahrhunderts Juden und Mauren rassifizierten – die äußerlich oft nicht von den alten [spanischen] Christen zu unterscheiden waren –, ging es Bernier hauptsächlich um sichtbare Unterschiede wie Hautfarbe, Struktur der Haare und so weiter.“
Der bereits beunruhigende Versuch, eine solche Rassenhierarchie wissenschaftlich zu untermauern, nahm 1739 in Frankreich eine besorgniserregende Wendung, als die Académie Royale des Sciences, Belles-Lettres et Arts über das Thema des Wettbewerbs zu ihrer Preisverleihung von 1741 beriet. Sie lud zur Einreichung von Aufsätzen ein, die die physische Ursache der Hautfarbe und Haarqualität sowie der angenommenen, beiden Eigenschaften zugrunde liegenden Degeneration erklärten. Dies war eine Untersuchung über die Ursache des Schwarzseins durch eine Gruppe weißer Männer in einer Hafenstadt, die an dem Sklavenhandel zwischen Frankreich, Afrika und den Westindischen Inseln Martinique, Guadeloupe und vor allem Saint-Domingue (heute Haiti) beteiligt war.
Die eingereichten Arbeiten vertraten unterschiedliche Vorstellungen, die erklären sollten, warum Afrikaner schwarz sind. Die Forscher Henry Louis Gates Jr. und Andrew Curran bemerken: „Zusätzlich zu klimatologischen wie auch biblischen Erklärungen hatten die Mitglieder der Akademie von Bordeaux von neuen wissenschaftlichen Entdeckungen und Theorien über Afrikaner gehört: Anatomen sandten Berichte über anatomische Sektionen von Sklaven aus den Kolonien in die Heimat; Naturforscher trugen säkulare Verläufe menschlicher Mutationen vor, und taxonomisch gesinnte Denker begannen, Klassifikationsschemata für Menschen vorzustellen, die die Völker der Welt zum ersten Mal in Rassen unterteilten.“
„Wir alle haben – in unterschiedlichem Ausmaß – von der Aufklärung eine verworrene Vorstellung von Rasse, Abstammung und Phänotyp geerbt.“
Im Hintergrund der Arbeit der Wissenschaftsakademie in Bordeaux stand das Thema Sklaverei – für einige ihrer Mitglieder, die ebenfalls an dem Handel beteiligt waren, war es von finanziellem Interesse. Es kam ihnen zupass, Befunde zu veröffentlichen, die die Sklaven entmenschlichten, obgleich sie später versuchten, sicherzustellen, dass sie auf der Überfahrt zu den Westindischen Inseln nicht an Krankheiten starben (weniger aus humanitärer Fürsorge, als um ihre Investitionen zu schützen). So überrascht es nicht, dass die Erklärung für das Schwarzsein überwiegend negative Folgen für die Sklaven hatte. Sie wurden als minderwertig gegenüber den weißen Europäern gesehen. Sie waren einfach ein Bestandteil dessen, was für erfolgreiche Geschäfte gebraucht wurde.
Auftritt einer Pseudowissenschaft
Etwa 50 Jahre nach der Ausschreibung der Académie Royale kam in Wien die Pseudowissenschaft Phrenologie auf. Eine Pseudowissenschaft war sie, weil sie, wie wir sehen werden, auf Vorstellungen beruhte, die nicht auf Fakten basierten. Ein Lexikon definiert Phrenologie so: „die detaillierte Untersuchung der Form und Größe des Craniums als angenommenes Zeichen für Charakter und geistige Fähigkeiten“. Dafür wurden Schädel (und Gipsabgüsse von Schädeln) aus aller Welt gesammelt, untersucht und ausgemessen. Man glaubte, dass das Gehirn das Organ des Denkens sei, und dass zwischen Knochen, Gehirn und Charakter ein Zusammenhang bestehe. Phren ist Griechisch für „Geist“.
In viktorianischen Zeiten fand diese sogenannte Wissenschaft weite Verbreitung. Der Wissenschaftshistoriker James Poskett berichtet: „Mitte des 19. Jahrhunderts präsentierten Phrenologen ihre Arbeit selbstbewusst als Teil einer internationalen wissenschaftlichen Bewegung. Phrenologiebücher waren die Weltbestseller des Tages.“ Im Jahr 1900, so Poskett, war eines der wichtigsten Bücher über das Thema, The Constitution of Man (1828) von George Combe, 300.000-mal verkauft worden – sechsmal mehr als Darwins On the Origin of Species (1859).
Wie viele andere Vorstellungen, die zu Paradigmen wurden, fand Phrenologie Eingang in viele Aspekte des Lebens. Weil sie auf der Vorstellung beruhte, anhand der Untersuchung von Form und Größe des Schädels ließen sich Charaktermerkmale bestimmen, hatte sie u. a. Auswirkungen auf Politik, Gefängnisreformen, Rassenstudien und Sklaverei.
Combe hielt in New York eine Vorlesung, bei der er unterschiedliche Schädel zeigte. Poskett schreibt: „Er lud seine Zuhörer ein, ,die Köpfe von Negern mit denen nordamerikanischer Indianer zu vergleichen‘. Es sei die Phrenologie, sagte Combe seinen Zuhörern, die die Geschichte der verschiedenen ,Menschenrassen‘ am besten erkläre. Er hielt einen Indianerschädel hoch und sagte dazu: ,Der Indianer hat mehr Destruktivität, weniger Vorsicht, weniger Wohlwollen.‘ Dies erkläre, warum Indianer nicht versklavt werden könnten. Combe befand: ,Er hat seine Freiheit dadurch bewahrt, dass er der stolze, unbezähmbare und destruktive Wilde ist, auf den eine solche Kombination hindeutet.‘ Der ,Neger‘ sei im Gegensatz dazu ,sanfterer Natur‘ und somit leichter zu unterwerfen. Zum Schluss verglich Combe die Schädel des Indianers und des Afrikaners und meinte: ,Hätten die Neger eine ähnliche Organisation gehabt, wäre es unmöglich gewesen, nützliche Sklaven aus ihnen zu machen.‘ So wurde die Trennung der Rassen durch die Phrenologie gleichzeitig erklärt und verstärkt.“
Wichtig im Hintergrund dieser Pseudowissenschaft waren Imperialismus und Kolonialismus. So sammelten in Übersee stationierte britische Soldaten Schädel, die an die Phrenological Society in Edinburgh geschickt wurden und dort zur Analyse des Charakters unterworfener Völker dienten. Natürlich resultierte das auch oft in einem abwertenden Bericht über die untersuchten Exemplare.
„Phrenologie war gleichzeitig eine Wissenschaft vom Geist und eine Rassen-Wissenschaft.“
Hoch entwickelte afrikanische Kultur
Einem anderen Volk einen geringeren Status zuzuweisen, ist eine sehr typische Reaktion der menschlichen Natur auf Andersartiges. Andere, die nicht zu unserem Kreis gehören, machen wir klein, um selbst besser dazustehen. Dies geschieht auch innerhalb von Gruppen, Stämmen und Völkern.
Frank Willett war Experte für die Ife-Skulpturen von Südnigeria. Als Schuljunge durfte ich einen Besuch von ihm in seiner ehemaligen Schule miterleben. Er brachte als Anschauungsmaterial Skulpturen aus einer Kupferlegierung mit, die aus dem 14. bis 15. Jahrhundert stammten und Anfang 1938 wiederentdeckt worden waren. Sie waren so schön gearbeitet und technologisch so hochstehend, dass weiße Wissenschaftler meinten, sie könnten nicht von dem indigenen Volk der Yoruba stammen; die Legierung müsse aus Mitteleuropa, Mauretanien, dem Byzantinischen Reich oder Marokko gekommen sein.
Der Archäologe, der die erste Skulptur fand, war der Deutsche Leo Frobenius, der Anfang des 20. Jahrhunderts die Theorie vertrat, Atlantis habe in Afrika gelegen. Seiner Hypothese zufolge war die afrikanische Kultur und Sozialstruktur aus der untergegangenen griechischen Zivilisation hervorgegangen, und eine solche weiße Zivilisation habe lange vor den europäischen Kolonisten in Afrika existiert. Dieses weiße Erbe von Atlantis, behauptete er, habe den afrikanischen Völkern geholfen, militärische und politische Macht zu entwickeln, dann sei es verloren gegangen, und der restlichen indigenen Bevölkerung sei nur der Verfall geblieben. Heute ist jedoch bekannt, dass in anderen Teilen Westafrikas schon in früheren Jahrhunderten indigene Kunst von hohem Niveau existierte.
Auch hier hört man die Stimme der europäischen Überlegenheit.
Eine falsch ausgelegte Bibelstelle
In jener Zeit hatte säkulare Wissenschaft eine Parallele in gleichermaßen verzerrter religiöser Lehre. Die Geschichte, in der die amerikanische Sklavenmutter ihrem Kind erklärt, dass Schwarze wegen des ungehörigen Verhaltens von Noahs Sohn Ham dazu bestimmt sind, unter dem Fluch der Sklaverei zu leben, ist ein eklatantes Beispiel für die Macht, die Irrlehrer haben, und den Schaden, den sie anrichten. Weil die Mutter mit einer besonders schädlichen Fehldeutung aufgewachsen ist, bestätigt sie ihrem Kind, dass dies Gottes Wille sei. Der Sohn kann nicht verstehen, warum Gott so etwas getan hat. Und die Wahrheit ist natürlich, dass er es gar nicht getan hat. Das Absinken in den Rassismus haben Menschen verursacht.
Die Bibelstelle lautet: „Als nun Noah erwachte von seinem Rausch und erfuhr, was ihm sein jüngster Sohn angetan hatte, sprach er: Verflucht sei Kanaan und sei seinen Brüdern ein Knecht aller Knechte!“ (1. Mose 9, 24–25)
Diese Passage ist von weißen Religionslehrern dazu benutzt worden, Sklaverei zu rechtfertigen, insbesondere in der Geschichte der USA. Das Argument war, die afrikanischen Völker, die von Ham abstammen – Kuschiten, später Äthiopier oder Nubier –, seien dazu verdammt, für immer den Nachkommen von Sem und Jafet zu dienen – den semitischen und weißen Völkern. Aber der Fluch galt Kanaan, nicht Ham. Die Kanaaniter lebten nicht in Afrika, sondern in der Südlevante, und ihr Aussehen ähnelte den dunkelhäutigen Kuschiten nicht. Dies ist aus der damaligen ägyptischen Kunst bekannt.
Diese Fehldeutung steht in starkem Gegensatz zu den ersten Versen der Bibel über die Entstehung der Spezies Mensch: „Gott schuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes schuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie.“ (1. Mose 1, 27, Einheitsübersetzung) Dies ist die übergeordnete, definierende Aussage der Bibel über menschliche Gleichheit und Gerechtigkeit. Hier ist zu verstehen, was alle Menschen in Gottes Augen sind: Kinder nach seinem Bild, männlich und weiblich. Hier steht nichts über Rasse, nur über die Menschheit. Wer die Bibel benutzt, um die Vorstellung zu rechtfertigen, Gott habe einen besonderen Platz für Menschen weißer, europäischer Abstammung vorgesehen, hat die Heilige Schrift im besten Fall missverstanden. An keiner Stelle unterstützt die Bibel eine solche Vorstellung.
Interessanterweise wurde ein Teil der Nachkommen Sems – das alte Volk Israel – durch sein von Gott gegebenes Gesetz verpflichtet, „Fremdlinge“, die bei ihm leben wollten, als gleichberechtigte Bürger zu behandeln. Im biblischen Hebräisch bedeutet ger „ansässiger Fremder“ und esrach „Bürger“. Der Israelit, befreit aus der Sklaverei in Ägypten, wo er ein Fremder war, hatte den Fremden in seinem eigenen Volk mit großem Respekt zu behandeln: „Wenn ein Fremdling [ger] bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer [esrach] unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott.“ (3. Mose 19, 33–34)
„Wenn wir unsere Abstammungslinien weit genug zurückverfolgen, werden sie alle eins. […]Biologische Rassebegriffe sind lange genutzt worden, um Unterdrückung zu rechtfertigen.“
Dies bestätigt die bleibende Wahrheit, die der Geburt jedes Menschen zugrunde liegt. Welche Unterschiede es zwischen uns auch geben mag – eines vereint uns: Wir alle sind nach dem Bild Gottes geschaffen, und wir alle verdienen die Fürsorge der anderen. Wie das Humangenomprojekt zeigt, sind wir genetisch zu 99,9 % identisch. Rasse, so zeigt sich, ist ein soziales Konstrukt, das ungleich macht, während unsere DNA zeigt, dass wir zu einem großen Teil das Gleiche sind.
Es ist dieses soziale Konstrukt, das der Buchautor und Journalist Ta-Nehisi Coates anspricht, wenn er schreibt: „Rasse ist das Kind des Rassismus, nicht der Vater.“ (Between the World and Me)
Hochman fragt: „Bedeutet dies, dass wir anstreben sollten, nachrassisch zu sein? Nein. Man kann nicht etwas hinter sich lassen, was nie existiert hat. Wir sollten vielmehr anstreben, nachrassistisch zu sein.“
Gates und Curran merken ihrerseits an, dass man den Diskurs über Rasse auf neue Weise angehen müsse: „Es scheint dringlich, dass wir für den Diskurs über die Beziehung zwischen Identität, Abstammung, Geschichte und Wissenschaft eine neue Sprache brauchen. Die DNA-Analyse könnte helfen, diese Sprache zu erschaffen.“
Hier liefert eine korrekte Deutung der biblischen Überlieferung, zusammen mit den genetischen Befunden von heute, das Gegengift gegen Rassenvorurteile.