Je mehr, desto besser?
Habgier ist so alt wie die Menschheit. Manche meinen, sie sei der Motor allen Fortschritts und aller Leistung. Ist genug niemals genug?
Das jüdisch-christliche Erbe, das einem großen Teil der westlichen Welt gemein ist, lehrt uns, dass die Neigung des Menschen zu Habgier zeitlos ist. Sie ist ein Wesenszug, der die meisten menschlichen Bestrebungen prägt und bis zum Garten Eden zurückgeht, als Adam und Eva die verbotene Frucht nahmen, um etwas zu erhalten, auf das sie ein Recht zu haben glaubten.
Im Lauf der Jahrtausende scheint sich wenig geändert zu haben. Die abendlichen Nachrichtenbilder von Managern, die in Handschellen aus Büros abgeführt werden, lassen vermuten, dass auch heute noch viele derjenigen, die scheinbar alles haben, davon besessen sein können, immer noch mehr zu wollen. Sind wir für dieses menschliche Laster so anfällig wie eh und je? Haben wir in all der Zeit nichts dazugelernt?
WIE VIEL IST GENUG?
Die meisten Menschen arbeiten für ihren Lebensunterhalt und wissen, was es bedeutet, sein Brot verdienen zu müssen. Frauen und Männer, die für ihre Familie sorgen, leisten insofern einen nicht zu unterschätzenden Liebesdienst und sind mehr als nur verantwortungsbewusst. Hoffentlich wissen die Familienmitglieder dies zu schätzen.
Aber auch solch vorbildhaftes Verhalten kann auf Abwege geraten, wenn man beginnt, den angesammelten Besitz und das vernünftige Maß an Wohlstand als ungenügend zu empfinden. Wie kommt es dazu, dass die Unterscheidung zwischen einem Bedürfnis und einem Wunsch verschwimmt? Wann werden Wünsche unvernünftig und geraten außer Kontrolle? Warum sind anscheinend erfolgreiche Leute manchmal bereit, den persönlichen und finanziellen Ruin zu riskieren, indem sie versuchen, immer noch mehr zu bekommen?
In Tolstojs „Wie viel Erde braucht der Mensch?“ erklärt der Bauer Pahóm: „Unsere einzige Not ist, dass wir nicht genug Land haben. Wenn ich eine Menge Land hätte, würde ich den Teufel selbst nicht fürchten!“ Der Teufel hat Pahóm gehört und denkt sich: „Nun gut. Wir werden sehen. Ich werde dir Land genug geben, und durch dieses Land werde ich dich in meine Gewalt bringen.“ Da Pahóm nun seine ganze Lebenskraft damit erschöpft, immer mehr von dem „Mehr“ zu bekommen, das genug Land wäre, stirbt er. Die Frage der Erzählung wird wie folgt beantwortet: „Sein Knecht hob den Spaten auf und grub ein Grab, das lang genug war, um Pahóm hineinzulegen, und begrub ihn darin. Er brauchte vom Scheitel bis zur Sohle nur sechs Fuß.“
Es ist manchmal schwer, zu wissen, wann genug genug ist.
NICHTS NEUES UNTER DER SONNE
Der Wunsch, zusammenzuraffen, solange und so viel es geht, ist nicht neu und gewiss nicht nur bei Managern im Nadelstreifen anzutreffen. Seit jeher sind Menschen, die nach Macht und Reichtum streben, seien sie nun Bauern oder Adlige, überzeugt, dass „mehr“ zufrieden machen würde. Die menschliche Erfahrung zeigt, dass Personen und Institutionen, Kleine und Große mit dieser Versuchung konfrontiert werden.
Der Geschichtsprofessor und pensionierte kanadische Senator Philippe Gigantès meint in Power & Greed: A Short History of the World, 2002 (Macht & Habgier: Ein Abriss der Weltgeschichte) die Höhepunkte der menschlichen Geschichte seien einem ständigen Streben nach Macht zuzuschreiben - „dem besten Mittel, um sich seine Wünsche zu erfüllen“.
„Um Chaos zu vermeiden, braucht die Gesellschaft Regeln, die die Freiheit ihrer Mitglieder in Bezug auf die Erfüllung ihrer Wünsche einschränken.“
„Gleich in welcher Kultur und Epoche“, schreibt Gigantès, „der Mensch hat immer versucht, in seinen Besitz zu bringen, was er braucht, um fünf Grundbedürfnisse zu befriedigen: Sicherheit, Unterkunft, Nahrung, Sex (zum Vergnügen oder zur Fortpflanzung) und Selbstdarstellung. Um Chaos zu vermeiden, braucht die Gesellschaft Regeln, die die Freiheit ihrer Mitglieder in Bezug auf die Erfüllung ihrer Wünsche einschränken.“
Gigantès‘ Synopse der Gesellschaft schildert einen ständigen Konflikt zwischen dem Trieb, persönliche Gelüste zu befriedigen, und dem organisierten Bemühen, diesen Trieb zu zügeln.
Natürlich gibt es eine Fülle historischer Beispiele für Persönlichkeiten, denen jedes Mittel recht war, um mehr als ihren Anteil an Besitz und an dem zu ergattern, was Besitz kaufen kann. Gigantès bezeichnet sie als „Großakquisitoren“. Sie „wollen immer mehr, und deshalb stören sie die gesellschaftliche Ordnung“.
Dinesh D‘Souza von der Stanford University schreibt in The Virtue of Prosperity: Finding Values in an Age of Techno-Affluence, 2000 (Die Tugend des Wohlstands: Wie findet man Werte in einer Zeit des technischen Reichtums), wir stünden an einem Wendepunkt in der Geschichte. Der ungeheure Erfolg des Techno-Kapitalismus habe einen nie gekannten Wohlstand in Amerika hervorgebracht. Armut, die Geißel früherer Generationen, sei auf dem besten Wege, ein Überbleibsel der Geschichte zu werden. Der Reichtum des Zeitalters der Unternehmer habe Geschäftsleute und Wissenschaftler mit so viel Besitz, Macht und Technik ausgestattet, dass sie die Nächsten sein werden, welche die gesellschaftliche Ordnung stören.
„Noch nie seit Menschengedenken“, schreibt D‘Souza, „haben so viele Menschen so viel Geld verdient. Viele von den Superreichen sind es mit High-tech geworden, aber der Technologieboom hat sich auch auf die traditionelle Wirtschaft ausgewirkt und in den Bereichen Immobilien, Finanzdienstleistungen, Unterhaltung, sogar Einzelhandel enorme Vermögen geschaffen. Und noch einmal: Dieses Maß an Wohlstand ist ein amerikanisches Phänomen, doch der Rest der Welt holt rasch auf.“
Er fährt fort: „Erst im letzten Jahrzehnt haben wir 28-Jährige mit Nettovermögen von über einer Milliarde Dollar erlebt. Dass es nun so viele junge Leute mit so viel Geld gibt, hat alle Regeln des Wohlstands in Amerika verändert.“
DIE REGELN DER FAIRNESS
Allerdings selbst in der New Economy herrschen große Ungleichgewichte bei der Verteilung der finanziellen Belohnungen, und das stiftet Unruhe und lässt die Frage aufkommen, ob es für das Erreichen von Wohlstand überhaupt Regeln gibt.
„Das Ausmaß der Ungleichheit in der heutigen Wirtschaft scheint den ganzen Begriff Fairness infrage zu stellen“, meint D‘Souza. „Man denke an die alte Vorstellung von Verdienst in Amerika: Man fängt unten an und arbeitet sich hoch; und im Lauf eines Lebens hofft man, als gerechte Belohnung für seine Mühen Wohlstand aufzubauen. Doch für einen, der heute so vorgeht, gibt es einen Namen: Trottel. Es gibt eine neue Formel, und die steht für Instant-Reichtum: ein neues Unternehmen gründen, es an die Börse bringen und in zweieinhalb Jahren eine halbe Milliarde Dollar einstecken.“
Er fährt fort: „Das sind herrliche Aussichten, nur vernichten sie in einer Gesellschaft die Vorstellung von gerechtem Lohn. Heute scheinen Verdienste völlig abseits vertretbarer Leistungsbegriffe zu sein; man kommt sich vor wie in einer Spielkasino-Wirtschaft.“
„Heute scheinen Verdienste völlig abseits vertretbarer Leistungsbegriffe zu sein; man kommt sich vor wie in einer Spielkasino-Wirtschaft.“
Ausgerüstet mit dem Instrumentarium der Technik wollen Unternehmer das Glücksrad für sich drehen lassen. Sie erwarten eine schöne Belohnung dafür, dass sie uns eine immer größere und überwältigendere Produktpalette liefern, die uns bilden, unterhalten und generell unseren Lebensgenuss steigern soll.
Wird diese Explosion des Unternehmertums, diese neueste Störung der gesellschaftlichen Ordnung, diese Änderung der Regeln in der Wirtschaft gut für die Gesellschaft sein? Oder steht einfach eine weitere Generation von Raubrittern bereit, auf Kosten der Massen riesige Mengen an Geld zu scheffeln?
HABSUCHT IST „IN“
Die Denkschule „Habgier ist gut“ wurde im Film Wall Street von dem Börsenhai Gordon Gecko propagiert und besagt, dass wir mit dem Moralisieren aufhören und stattdessen mit dem Geldverdienen anfangen sollten. Marc Lewis, der Autor des Bestsellers Sin to Win: Seven Deadly Steps to Success, 2002 (Sündige, um zu gewinnen: Sieben tödliche Schritte zum Erfolg) und ein Fürsprecher dieser Einstellung, rät: „Ohne Habsucht wäre kein Geschäft je in Gang gekommen. Keine Erfindung wäre je auf den Markt gebracht worden, keine Fabrik gebaut, keine Kohle aus der Erde gegraben, kein Korn je gesät worden. Wenn sich von Anbeginn der Zeiten alle streng an das Verbot der Habsucht gehalten hätten, würden wir noch in Höhlen leben.“
Und doch - trotz der Einladung, auf den techno-kapitalistischen Zug der Zeit aufzuspringen und die unaufhaltsame Reise zu Massenwohlstand zu genießen, suchen viele nach einer moralischen Landkarte, die ihnen den Weg zu diesem Ziel weist. Aber kann man von einem Motor der Wirtschaft, der von Eigennutz und Profitstreben angetrieben wird, erwarten, dass er grundsätzlich fair und moralisch gerecht ist? Oder ist es ein Naturgesetz, dass ungebremster Ehrgeiz in Habsucht endet?
An manchen nicht ganz ernst gemeinten Definitionen von Habgier und Neid ist etwas Wahres: Ein habgieriger Mensch ist einer, der mehr hat als ich; ein neidischer Mensch ist einer, der nicht aufhören kann, das zu bemerken. Diese Definitionen illustrieren die allgegenwärtigen Vergleiche, die zum Zyklus der Unersättlichkeit beitragen. Sind die Armen moralischer, weil es ihnen an materiellen Dingen fehlt? D‘Souza fragt: „Gibt es nicht ebenso viele gewöhnliche Leute, die von den materiellen Dingen besessen sind, die sie nicht haben, wie erfolgreiche Leute, die von den materiellen Dingen besessen sind, die sie haben?“
SICHERHEITSZONE
Frühere Kulturen haben versucht, den allgegenwärtigen Appetit auf Besitznahme durch gesellschaftliche Schranken zu kontrollieren. Diese sowohl weltlichen als auch religiösen Sicherungen sollten den Mitteln zur Erlangung von Wohlstand und Macht rechtliche und moralische Grenzen setzen.
Die Geschichte hat einige große Gesetzgeber zu bieten, die der Kultur Verhaltensregeln gaben. Als ein Beispiel nennt Gigantès Mose und die Zehn Gebote.
„Diese Gebote sind brillant in ihrer Kürze“, merkt er an. „Mit wenigen Worten verbietet Mose die Verhaltensweisen, die eine Gesellschaft untergraben.“
„Diese Gebote sind brillant in ihrer Kürze“, merkt er an. „Mit wenigen Worten verbietet Mose die Verhaltensweisen, die eine Gesellschaft untergraben. Er definiert Grenzen für das, was der Einzelne tun darf, um seinen Anteil an Nahrung, Unterkunft, Sicherheit und Sex zu erhöhen: Du sollst nicht stehlen, morden oder ehebrechen. Er setzt auch der Selbstdarstellung Grenzen: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten, du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen, und noch wichtiger: Du sollst die Existenz Gottes oder seiner Gebote nicht anfechten. Er geht den Motiven von schlechtem Verhalten, das er verbietet, auf den Grund: Habgier oder Begehrlichkeit. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Magd, Knecht, Vieh noch alles, was sein ist. Er setzt das Prinzip der sozialen Sicherheit fest - das Versorgen der Alten - sowie das Prinzip gesetzlicher Feiertage - eines wöchentlichen Ruhetages.“
Gigantès fasst zusammen: „Eine großartige Kurzfassung darüber, wie man sich Konflikte in der Gesellschaft erspart: Die Zehn Gebote sind die Grundlage für die modernen Gesetzbücher in der westlichen Welt.“
In einem der fünf Bücher der hebräischen Schriften der Bibel, die Mose zugeschrieben werden, lesen wir von Gottes Sorge, dass der Überfluss für das alte Volk Israel eine Versuchung werden und seiner Beziehung zu ihm schaden könnte. In diesem Bericht segnet Gott das Volk mit Wohlstand und lädt es ein, ihn zu genießen. Doch er fordert, dass es bedenkt, von wem der Wohlstand kommt.
Könnte es sein, dass der Gott der Bibel die Dankbarkeit als wichtigen Bestandteil eines Mittels gegen Habgier offenbart? „Und wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den HERRN, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat. So hüte dich nun davor . . . wenn du nun gegessen hast und satt bist und schöne Häuser erbaust und darin wohnst und deine Rinder und Schafe und Silber und Gold und alles, was du hast, sich mehrt, dann hüte dich, dass dein Herz sich nicht überhebt und du den HERRN, deinen Gott, vergißt . . . Du könntest sonst sagen in deinem Herzen: Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen“ (5. Mose 8, 10-17).
FROMME HABGIER?
Obwohl Gigantès ein biblisches Beispiel anführt, um zu zeigen, was er meint, würden viele anmerken, dass selbst die Kirchen - die schließlich beanspruchen, Erben dieser jüdisch-christlichen Ethik zu sein - sich nicht immer beispielhaft verhalten haben. Gigantès erinnert uns: „Es gab in ganz Europa Religionskriege; doch der Ausdruck ,Religionskriege‘ ist eigentlich nicht zutreffend. Natürlich erhob jeder Anspruch auf hohe religiöse und moralische Motive. Doch meistens hatten die Ansprüche nichts Moralisches: Es ging darum, mehr Land an sich zu bringen und mehr Menschen unter die Besteuerung durch die Großinquisitoren zu bringen.“
Im Lauf der Jahrhunderte hat alles, von Ausbeutung über Ablasshandel bis zu Fernsehpredigerskandalen viele vor die Frage gestellt, ob die religiöse Welt den Mut hat, sich der Notwendigkeit zu stellen, ihre eigene Habgier zu bekämpfen. Kirchen laufen Gefahr, ihr moralisches Mandat zu verlieren, wenn sie den Anschein geben, im „Religionsgeschäft“ tätig zu sein.
Lewis fragt in Sin to Win: „Warum verkauft die Kirche also nicht all ihre Kunstschätze, all ihr Gold- und Silbergerät, all ihr antikes Tannenholzgestühl, verkauft all die großen Glocken in ihren Türmen als Altmetall und macht ihre ganzen Kirchen und Kathedralen zu Obdachlosenheimen? . . . Die Kirche gibt ihren Reichtum nicht auf, ebenso wenig wie ihr Bedürfnis und ihren Wunsch nach Reichtum - und Sie oder ich sollten das auch nicht tun.“
Diese Haltung offenbart ein sehr kurzsichtiges Denken. Die Motivation einiger Kirchen, Reichtümer anzuhäufen, mag manchem fragwürdig erscheinen; aber kann tatsächlicher oder vermeintlicher Missbrauch bei anderen je dazu dienen, Habgier bei sich selbst zu rechtfertigen?
ÜBER DAS GESETZ HINAUS
In den letzten Jahren hat die Wirtschaft mancherorts einiges an Zeit und Energie eingesetzt, um Verhaltenskodizes zu entwickeln und zu verbreiten, die Arbeitnehmern, Kunden und Klienten eine Unternehmenskultur vermitteln sollen. Es wird mittlerweile als günstig für das Geschäft anerkannt, wenn alle Beteiligten klar verstehen, wofür ein Unternehmen steht und wie es operiert. Diese Initiativen werden als klare Definitionen eines akzeptablen Verhaltens und von Verantwortlichkeit begrüßt.
Allerdings kann ein Verhaltenskodex, sei er religiös oder weltlich, nicht mehr werden als ein Nachruf auf die Moral, wenn er nicht in der Realität praktiziert wird. Jedes Wertesystem steht und fällt mit der Bereitschaft des Einzelnen, es zu übernehmen.
Michael Novak, der Leiter des Fachbereichs Gesellschaft und Politik am American Enterprise Institute, sieht ein weiteres Element, das für ein gesundes moralisches Umfeld wichtig ist. Er erinnert uns an die Tendenz, schnurstracks auf das Thema Gewinn und Verlust zu kommen, wenn wir von Wirtschaft sprechen und die Unternehmer von morgen ausbilden. Bei modernen Geschäftstechniken steht das Materielle im Vordergrund, und moralische Fragen werden oft übersehen.
„Die Verantwortlichkeit im Unternehmen muss durch gute Gesetze unterstützt werden“, sagt Novak. „Gesetze belehren. Doch das Recht allein genügt nicht. Das Recht hinkt Durchbrüchen bei Erfindungen und in der Technologie unweigerlich hinterher ... Das Recht kommt oft erst an . . . nachdem das Kind in den Brunnen gefallen ist; rechtzeitig, um einen Gedenkstein aufzustellen.“
„Zwischen der Schneide des Wandels und der langsamen Kraft des Rechts muss etwas anderes aufkommen: Charakter und Gewissen.“
Er meint: „Zwischen der Schneide des Wandels und der langsamen Kraft des Rechts muss etwas anderes aufkommen: Charakter und Gewissen“, und zitiert die Bemerkung Alexis de Tocquevilles, eine freie Gesellschaft erlaube es den Menschen, viele Dinge zu tun, die sie nicht tun sollten.
„Doch sie hängt von Menschen ab, die einen Polarstern in sich haben“, fährt er fort. „Man kann nur dann eine freie Gesellschaft haben, wenn man einen ausreichenden Prozentsatz an Menschen hat, ziemlich viele, die ihre Freiheit zu nutzen wissen, die die Lücke zwischen den Durchbrüchen des technisch Möglichen und den später kommenden Entscheidungen des Rechts füllen können; Menschen von Charakter, die Grenzen kennen, die wissen, dass es Dinge gibt, die sie nicht tun, in keinem Fall und gleichgültig, was andere tun.“
Beachten Sie das Gegenmittel, das der Apostel Paulus gegen Habgier empfiehlt: „Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann“ (Epheser 4, 28).
Sein Rezept ist eine gesunde Dosis Achtung vor dem Gesetz, ehrliche Arbeit und die Bereitschaft, Bedürftigen etwas zu geben. Offenbar ist die Bereitschaft zum Teilen ein entscheidender Schutz vor der Fixierung auf Besitztümer. Ist Geben eine weitere Zutat des Mittels gegen Habgier?
ZURÜCK NACH EDEN
Wenn die Technologie-Zukunftsforscher Recht haben und wir auf der Schwelle unbegrenzten Potenzials und noch nie dagewesenen Reichtums stehen, dann ist es, als stünden wir wieder im Garten Eden, mit den Ressourcen, der Macht und der Freiheit, unsere Umwelt zum Besseren oder Schlechteren zu beeinflussen. Und vor den gleichen moralischen Entscheidungen wie unsere Stammeltern. Können wir Gesetze akzeptieren, die uns Grenzen setzen? Besitzen wir den Charakter und das Gewissen, um einen positiven Beitrag zur moralischen Umwelt der Zukunft zu leisten?
Vielleicht hatten wir den nötigen Verhaltenskodex - die Gesetze, die moralisches Verhalten lehren - schon die ganze Zeit. Vielleicht braucht die jüdisch-christliche Ethik zur Schaffung eines moralischen Klimas nichts weiter als ein menschliches Herz, das demütig genug ist, sie als das, was sie sind, zu erkennen und anzunehmen. Vielleicht müssen Menschen, die nach einem moralischen Kompass suchen, der ihnen als „innerer Polarstern“ dient, nicht weiter zu suchen als bis zu den hebräischen und apostolischen Schriften der Bibel, die Gottes Willen für die Menschheit seit langem verkünden. „... gedenke an den HERRN, deinen Gott; denn er ist‘s, der dir Kräfte gibt, Reichtum zu gewinnen“ (5. Mose 8, 18).