Jerusalem brennt
Sie betrachten hier eine seltene Reproduktion eines verschollenen Ölgemäldes mit dem Titel: Die Belagerung und Zerstörung Jerusalems durch die Römer unter dem Kommando des Titus im Jahr 70 von David Roberts, einem Mitglied der englischen Royal Academy. Es könnte die erste Veröffentlichung dieses schönen Gemäldes sein. Das Original aus der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde 1961 in einer Auktion in London an einen italienischen Kunsthändler verkauft. Das Gemälde wurde nach Rom verbracht und kurz darauf verkauft, aber es gibt keine Dokumente über die Transaktion.
Die Originallitographie, von der dieses Bild reproduziert wurde, ist im Besitz der Jerusalem Historical Society. Ihr Präsident, der Schriftsteller und Journalist J. S. Peeples, hat diese Kopie freundlicherweise für die Veröffentlichung in der Erstausgabe von Vision zur Verfügung gestellt. Peeples hat ein Buch mit dem Titel Die Zerstörung Jerusalems geschrieben; er begann nach dem Originalgemälde zu suchen, nachdem er in Texas eine beschädigte lithographische Reproduktion gesehen hatte. Diese Lithographie von 1850 mißt 27,5 x 42 Inches (69,85 cm x 106,68 cm) und wurde nach dem Original-Ölgemälde angefertigt, das stolze 7 x 12 Fuß (2,13 m x 3,65 m) maß.
Der gebürtige Schotte Roberts stieg aus armen Verhältnissen zu einem der beliebtesten Maler des 19. Jahrhunderts auf. 1839 machte er eine große Reise durch den Nahen Osten und schuf weit über 250 Gemälde und Zeichnungen mit majestätischen und historischen Szenen aus diesem alten Land. Am berühmtesten waren seine Bilder vom Heiligen Land; sie katapultierten ihn zu seinem ersten großen Erfolg als Maler.
Um gerade bei diesem Bild, das 1849 fertiggestellt wurde, die größtmögliche Genauigkeit zu erreichen, konsultierte Roberts die Schriften des jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus, der Augenzeuge der römischen Belagerung und der Zerstörung Jerusalems gewesen war. Josephus' Bericht über diesen Wendepunkt in der jüdischen Geschichte ist der ausführlichste, der hierüber erhalten ist.
Der Geschichte zufolge erhoben sich die Juden im Jahr 66 gegen die immer drückendere Fremdherrschaft der Römer. Titus, Sohn des Kaisers Vespasian und selbst von 79 bis 81 Kaiser, führte die römischen Truppen bei der Niederschlagung des jüdischen Aufstandes. Die Juden hielten die weit überlegenen Römer etwa fünf Monate lang mutig in Schach, ehe die Stadt schließlich fiel. Am 10. August 70 wurde der Tempel erobert und verbrannt; einen Monat später fiel die Oberstadt. Es war eine der wichtigsten Schlachten in der Geschichte; wie sie ausgehen würde, war über 40 Jahre von Christus vorausgesagt worden.
Viele Kunstsammler und Kritiker halten „Die Belagerung und Zerstörung Jerusalems“ für das beste unter Roberts' vielen Werken. Als es in London zum ersten Mal gezeigt wurde, waren die Kritiker einhellig begeistert. Doch das Gemälde verschwand 1854 und tauchte nur 1961 im Auktionshaus Christie's kurz wieder auf.
Seit Beginn seiner Suche nach dem verschollenen Original hat Peeples zwei andere lithographische Reproduktionen gefunden - beide von dem Belgier Louis Haghe - wie die erste, auf die er durch Zufall gestoßen war. Haghe galt als bester Lithograph seiner Zeit.
Ausgehend von diesen gut erhaltenen Lithographien und mit der Hilfe von Wissenschaftlern des Digital Imaging Technology Center der Firma Xerox in Rochester, New York, bemüht sich die Jerusalem Historical Society, eine Reproduktion zu erstellen, die der ursprünglichen Leuchtkraft und Farbigkeit des Haghe-Drucks möglichst nahekommt. Eine Reproduktion des Bildes in seiner ursprünglichen Monumentalgröße ist geplant.