„Was sollen wir essen, was sollen wir trinken?“
Laut Berechnungen internationaler Organisationen hungert jeden Tag fast eine Milliarde Menschen. Was wird nötig sein, um globale Probleme wie den Mangel an Nahrung und Süßwasser in weiten Teilen der Erde zu lösen?
Einer der Nachteile des globalisierten Liefersystems für Nahrungsmittel ist die Störanfälligkeit seiner Lieferketten. Faktoren wie der fortschreitende Klimawandel, die Coronapandemie und der russische Überfall auf die Ukraine offenbaren die Anfälligkeit des Nahrungsmittelliefersystems – trotz guter Ernten. Zusammen mit steigenden Energiekosten tragen diese Faktoren zu mehr Armut in einkommensschwachen Ländern bei, was die Ernährungsunsicherheit verschärft.
Laut der Londoner Denkfabrik Chatham House könnten Lieferketten bei globalen Getreide- und Düngemitteltransporten auch durch instabile Bedingungen an 14 Staupunkten unsicher werden. Mehrere dieser strategischen Punkte sind in Nordamerika, andere in Europa, dem Nahen und Mittleren Osten und Südasien.
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) berichtet: „45 Länder, darunter 33 in Afrika, neun in Asien, zwei in Lateinamerika und der Karibik sowie eines in Europa, benötigen externe Unterstützung mit Nahrungsmitteln“ (Quarterly Global Report, März 2023). Weiter meldet die FAO, dass die lokalen Nahrungsmittelpreise weltweit erhöht bleiben und dass 11,7 % der Weltbevölkerung (924 Millionen – 207 Millionen mehr als zwei Jahre zuvor) im Jahr 2021 stark von Ernährungsunsicherheit betroffen waren. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen berichtet, dass jedes Jahr 3,1 Millionen Kinder an Krankheiten infolge von Mangelernährung sterben (alle zehn Sekunden ein Kind) und dass diese Zahl derzeit steigt, statt zu sinken.
Ein damit verbundenes Problem ist die unzureichende Versorgung mit Süßwasser, ohne das Nahrungsmittel nicht produziert werden können. Das Magazin Pew schätzt: „Schon jetzt haben über 2 Milliarden Menschen zu Hause keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, und bis 2025 wird mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Gebieten mit Wassermangel leben.“
Vor über zehn Jahren schlug das Weltwirtschaftsforum (WEF) Alarm und wies in seinem Weltrisikobericht für 2011 auf die zentrale Bedeutung des „Komplexbereichs Wasser, Nahrungsmittel und Energie“ hin. Ein bei allen drei Ressourcen erwarteter Nachfrageanstieg um 30 bis 50 % könne in den nächsten 20 Jahren Umweltzerstörung, politische Instabilität und geopolitische Konflikte zur Folge haben.
Bevölkerungswachstum und zunehmender Wohlstand setzen die Ressourcen unter einen Druck, der ohne koordinierte Strategien für jeden Teil des Komplexbereichs höchstwahrscheinlich nicht tragbar sein wird. Wenn nichts getan wird, drohen katastrophale Konsequenzen. In seinem Weltrisikobericht für 2023 fasst das WEF die Folgen des anhaltenden Kriegs in Europa so zusammen: „Nahrungsmittel und Energie sind durch den Krieg in der Ukraine zu Waffen geworden; die Folgen sind ein steiler Anstieg der Inflation, wie es ihn seit Jahrzehnten nicht gegeben hat, eine globalisierte Krise der Lebenshaltungskosten und verstärkte soziale Konflikte.“
Ziele und Herausforderungen
In diesem Artikel geht es um die Sicherung des Lebens auf der elementarsten Ebene – dem allen gemeinsamen Bedürfnis, jeden Tag zu essen und zu trinken. Sicherheit bezieht sich nicht nur auf den Schutz von Staaten vor Aggression. Auf der Ebene des einzelnen Menschen umfasst sie außer Nahrung und Wasser auch eine nicht verseuchte, nachhaltige Umwelt sowie geschützte Gemeinwesen auf der Basis von Gleichberechtigung, Gesundheit, guter Ernährung, sicherer Entbindung, wirtschaftlicher Existenzfähigkeit und Zugang zu Obdach und Kleidung.
Im Jahr 2000 stellte die UNO acht Millenniums-Entwicklungsziele für diese Bereiche der menschlichen Sicherheit auf und setzte für jedes eine Frist bis 2015. Zwar gab es viel Fortschritt, doch die UNO legte weitere 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) für die nächsten 15 Jahre nach. Die fünf Organisationen, die mit der Versorgungsunsicherheit mit Nahrungsmitteln und Wasser befasst sind, rechnen jedoch nicht damit, das Ziel „Kein Hunger“ bis 2030 zu erreichen. Nach ihren Schätzungen wird es dann noch immer 670 Millionen unterernährte Menschen geben. Im Jahr 2022 schrieben sie: „Bei noch acht verbleibenden Jahren zur Beendigung von Hunger, Ernährungsunsicherheit und allen Formen der Mangelernährung (SDG-Ziel 2.1 und 2.2) bewegt sich die Welt in die falsche Richtung.“
„Die dreifache Gefährdung durch Corona, Konflikte und Klimawandel drückt das weltweite Ziel, bis 2030 die Armut zu beenden, außer Reichweite, wenn nicht sofortige und substanzielle politische Maßnahmen durchgeführt werden.“
Die ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln ist nicht die einzige Herausforderung. Die auf der Erde verfügbare Wassermenge ist endlich. Zudem sind fast 97 % Salzwasser und nur 3 % Süßwasser. Von diesen 3 % ist weniger als 1 % zugänglich – der Rest ist in Eis und Gletschern gebunden.
70 % des Süßwasserverbrauchs entfallen auf die Landwirtschaft. Doch ohne radikale Veränderungen bei den Essgewohnheiten wird dieser Prozentsatz steigen. In einkommensschwachen Ländern nimmt sowohl die Bevölkerung als auch der Fleischverbrauch zu. Bei der industrialisierten Fleischproduktion wird viel mehr Wasser verbraucht als beim Ackerbau. So werden die Wasserressourcen in den kommenden Jahren noch stärker überbeansprucht werden.
Jay Famiglietti vom Global Institute for Water Security macht auf einen weiteren Aspekt der Veränderung der Wassersituation auf der Erde aufmerksam: „Die nassen Regionen der Erde werden nasser, ihre Trockengebiete werden trockener, und dies weit schneller als zuvor gedacht; diese Veränderungen gefährden die Verfügbarkeit von Süßwasser und schaffen neue Risiken für die Gesundheit der Menschen, die Versorgung mit Nahrung und die Umwelt.“
Hinzu kommt die Realität eines schon jetzt nicht nachhaltigen Wasserverbrauchs in China, Indien und den USA. Darüber hinaus wird im Energiesektor, der oft von Süßwasser abhängig ist, die Nachfrage steigen. In den SDGs für den Wassersektor steht: „Zugang zu sicherem Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene ist das grundlegendste Bedürfnis für Gesundheit und Wohlergehen der Menschen.“
Aber die Wasserkrise hat noch mehr Hintergründe. Laut dem Water Integrity Network (WIN) ist auf allen Ebenen des Wasserversorgungssystems Korruption zu finden. Für Verträge wird oft Schmiergeld verlangt (und gezahlt), für einen Anschluss an die Wasserversorgung müssen häufig illegale Gebühren gezahlt werden, als Gegenleistung für einen Zugang zu Wasser und Sanitärversorgung werden oft Frauen und Mädchen sexuell missbraucht und Mittel für Regierungsprojekte werden abgezweigt. WINs globale Prognose für die Wasserintegrität (WIGO 2021) bestätigt die Tiefe des Problems: „Die meisten Länder sind nicht auf dem Weg, die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu erreichen; das aktuelle Tempo des Fortschritts muss um das Vierfache steigen, um bis 2030 Zugang einer zu sicher gehandhabten Wasser- und Abwasserversorgung für alle zu erreichen.“
Ein Beispiel dafür, wie zwielichtig das Wassergeschäft werden kann, ist das Lesotho Highlands Water Project im Süden Afrikas – ein Mammutvorhaben, das in den 1990er-Jahren vorangetrieben und mit über 8 Milliarden Dollar veranschlagt wurde. Das Projekt, das von der Weltbank mitfinanziert wurde, versank in einem Sumpf von Korruption. In breit veröffentlichten Verfahren in Lesotho wurden kanadische, französische und deutsche Konzerne der Bestechung bei der Auftragsakquise für schuldig befunden und zu Geldstrafen verurteilt. Die Gerichte behaupteten, an den Amtsträger vor Ort, der für das Projekt zuständig war und in letzter Instanz zu 15 Jahren Haft verurteilt wurde, seien über 6 Millionen Dollar an Bestechungsgeldern geflossen.
Durch Fallstudien wurden auch in China, Uganda, Kenia, Südafrika, Indonesien, Bolivien, Brasilien, Chile und Kasachstan Unregelmäßigkeiten aufgedeckt. In einem chinesischen Fall ignorierten die bestochenen Beamten einfach geltende Umweltstandards. Die Folge von weitverbreiteter Korruption, Habgier und Missmanagement war, wie Transparency International 2008 berichtete, dass in China rund 700 Millionen Menschen mit menschlichem und tierischem Unrat verschmutztes Wasser bekamen.
Der Wille, es zu schaffen
Trotz der Hindernisse für eine angemessene Versorgung mit Nahrung und Wasser äußerte sich der UNO-Generalsekretär António Guterres in einer Rede im Mai 2022 angesichts des anhaltenden Kriegs in der Ukraine positiv: „Den Hunger zu beenden, ist erreichbar. Es gibt jetzt genug Nahrungsmittel für alle in unserer Welt, wenn wir gemeinsam handeln.“ Er merkte allerdings an, dass die beiden Krieg führenden Länder, auf die fast ein Drittel der weltweiten Weizen- und Gersteproduktion entfällt, ihre Vorräte derzeit nur eingeschränkt exportieren können.
„Nahrungsmittel und Energie sind durch den Krieg in der Ukraine zu Waffen geworden; die Folgen sind ein steiler Anstieg der Inflation, wie es ihn seit Jahrzehnten nicht gegeben hat, eine globalisierte Krise der Lebenshaltungskosten und verstärkte soziale Konflikte.“
Tony P. Hall, früherer US-Botschafter bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen in Rom, hat über den Hunger in der Welt gesagt: „Wir haben die Fähigkeit, ihn zu beenden, aber haben wir den Willen? Es ist eine Frage des wirtschaftlichen, politischen und spirituellen Willens. Bis jetzt haben wir ihn nicht gezeigt.“
In einem Interview für Vision erklärte Hall 2011: „Ich sage, dass dies ein spirituelles Problem ist, weil wir nicht so leben, wie wir sollten. In vielen Versen der Bibel geht es um Kranke und Leidende und Hungernde, um Gefangene, Waisen, Witwen und Arme. Gottes Aussagen sind ganz klar. Er sagt nicht: ,Ich schätze, das wäre wohl eine ganz gute Idee, wenn man es sich leisten kann.‘ Er sagt: ,Ich will, dass ihr euch engagiert. Ich will, dass ihr etwas tut – um meinetwillen.‘ Im Buch Sprüche gibt es einige Verse, die das direkt ausdrücken: ,Wer dem Geringen Gewalt tut, lästert dessen Schöpfer; aber wer sich des Armen erbarmt, der ehrt Gott‘ und ,Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem HERRN, und der wird ihm vergelten, was er Gutes getan hat‘ (Sprüche 14, 31 und 19, 17). Aus diesem Grund brauchen wir spirituellen Willen. Was gebraucht wird, ist nicht nur politischer und wirtschaftlicher Wille.“
Wenn die Lösung für ein Problem dieses Ausmaßes wirklich zum Teil geistlich ist, dann ist sie außerhalb unserer materiellen Welt zu suchen. Gewiss sind Probleme mit Korruption weitverbreitet und Eigennutz ist in der Familie der Menschen endemisch. Was es braucht, ist spirituelles Eingreifen von außen und einen grundlegenden Wandel im Wesen des Menschen. Ein Durchbruch dieser Art wird nötig sein, um die tief sitzenden Probleme zu lösen, die aus dem Herzen des Menschen kommen. So sehr wir uns auch bemühen – es gelingt uns nicht, bestimmte Probleme der Menschheit vollständig zu lösen. Wie Albert Einstein sagte: „Es ist einfacher, radioaktives Plutonium zu neutralisieren als das Böse im Menschen.“
„Ein neues Denken ist unumgänglich, wenn die Menschheit überleben und auf höhere Ebenen gelangen will.“
Eine gewandelte Welt
Korruption ist ein Problem des menschlichen Herzens. Spirituelle Probleme erfordern spirituelle Lösungen. Doch was ist die Quelle, die hilft? Wie Hall aufzeigte, enthält die Bibel viel, was Hoffnung gibt, dass Probleme mit Nahrung, Wasser und Korruption gelöst werden können und dass dies auch geschehen wird – dass Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit obsiegen werden.
Die Prophezeiung der Geburt Jesu durch den Propheten Jesaja ist bekannt: „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst“ (Jesaja 9, 5). Georg Friedrich Händel verwendete diesen Text in seinem berühmten Oratorium Der Messias. Nicht verwendet wurde der Rest der Prophezeiung: „auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth“ (Vers 6).
Dies sagt eine Zeit voraus, in der Christus auf der Erde herrschen wird – und die noch in der Zukunft liegt. Die Rolle Jesu im ersten Jahrhundert beinhaltete eine solche Herrschaft nie. Was hier beschrieben wird, ist eine künftige Zeit von Frieden und Gerechtigkeit in aller Welt, für die er sorgen wird: „Denn Weisung wird von mir ausgehen, und mein Recht will ich gar bald zum Licht der Völker machen“ (Jesaja 51, 4).
In einer radikal gewandelten Welt wird sichere Versorgung mit Nahrung und Wasser eine Wirkung von gottgefälliger Regierung, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und richtigem menschlichem Handeln sein. Wer Wasser braucht, wird es bekommen: „Die Elenden und Armen suchen Wasser und es ist nichts da, ihre Zunge verdorrt vor Durst. Aber ich, der HERR, will sie erhören; ich, der Gott Israels, will sie nicht verlassen. Ich will Wasserbäche auf den Höhen öffnen und Quellen mitten auf den Feldern und will die Wüste zu Wasserstellen machen und das dürre Land zu Wasserquellen“ (Jesaja 41, 17–18). Richtig praktizierte Landwirtschaft wird den Segen der Fülle bringen: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass man zugleich ackern und ernten, zugleich keltern und säen wird. Und die Berge werden von süßem Wein triefen, und alle Hügel werden fruchtbar sein“ (Amos 9, 13).
Dies erinnert an die frühere Verheißung, dass Gehorsam gegenüber Gottes Geboten belohnt wird: „Werdet ihr in meinen Satzungen wandeln und meine Gebote halten und tun, so will ich euch Regen geben zur rechten Zeit, und das Land soll sein Gewächs geben und die Bäume auf dem Felde ihre Früchte bringen. Und die Dreschzeit soll reichen bis zur Weinernte, und die Weinernte soll reichen bis zur Zeit der Saat. Und ihr sollt Brot die Fülle haben und sollt sicher in eurem Lande wohnen“ (3. Mose 26, 3–5).
Auch die Antwort auf die allgegenwärtigen Probleme des menschlichen Herzens wird als Gabe Gottes kommen wie Nahrung und Wasser: „Denn ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre: ich will meinen Geist auf deine Kinder gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen“ (Jesaja 44, 3).
Ergänzt wird dies durch Gottes Antwort auf das Wesen des Menschen in den Worten des Propheten Jeremia: „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben“ (Jeremia 31, 33b). Dies ist der Weg der Wandlung, und nur er kann zur Lösung aller menschlichen Probleme führen.