Soll man Leben patentieren?
Die Menschheit steht heute an der Schwelle einer rasanten technologischen Revolution, wie es sie noch nie gegeben hat. Bemerkenswerte Leistungen der Gentechnik machen es möglich, alles Leben auf genetischer Ebene neu zu organisieren. Diese erstaunlichen Entwicklungen gehen mit enormen wirtschaftlichen, sozialen und moralischen Auswirkungen einher, die zu dramatischen Veränderungen in der Gesellschaft führen können. Und hier scheiden sich die Geister.
Die Kernfrage ist, ob veränderte Gene als menschliche Erfindungen oder nur als geschickte Manipulationen der Natur gelten sollen. Wie kann man Leben in all seiner Vielfalt als menschliche Schöpfung definieren, um es patentierbar zu machen, wenn es doch frei als Geschenk Gottes gegeben wird?
Dies zu beantworten ist nicht nebensächlich, denn der Schutz, den Patente bieten, ist ein unmittelbarer kommerzieller Anreiz, die neuen genetischen Ressourcen auszubeuten. Es ist daher unabdingbar, dass wir das Thema von verschiedenen Seiten betrachten, um das komplexe Dickicht von Fragen um Patente auf Leben zu erhellen.
Einst galt alles Leben als heilig, von Gott selbst geschaffen und daher unantastbar. Doch als der Glaube an Gott und die Bibel schwand, trat an seine Stelle eine evolutionsgläubige Wissenschaft als neue Herrin der Wahrheit, die immer tiefer in die Bausteine des Lebens selbst eindrang. Es wurden bemerkenswerte Entdeckungen gemacht: Alles Leben besteht aus den gleichen Grundelementen, den Genen; diese können manipuliert, verändert und versetzt werden – sogar über die Grenze zwischen den Arten hinweg und mit verblüffenden Resultaten.
Die Wissenschaft sieht wenig oder keinen Anlass für Zurückhaltung in dem Rennen um Entdeckungen. Leben wird zunehmend als Mittel zum Zweck gesehen, das die Gentechnik manipulieren kann, wie sie es für richtig hält. Eine Folge ist, dass die Biotech-Branche dabei ist, genetisches Material als die vorherrschende neue Ressource für die künftige wirtschaftliche Aktivität verfügbar zu machen.
Man schickt sich an, Gott zu spielen, meinen manche Kritiker. Die mögliche Ausbeutung, Habgier und Ungerechtigkeit des kapitalistischen Wettbewerbs in diesem Bereich ist ihnen nicht geheuer. Gibt es nicht so etwas wie ein Gesetz der unbeabsichtigten Folgen? Manche fürchten, dass Leben allmählich auf den Status einer Ware reduziert wird, die einfach gekauft, verkauft und nutzbar gemacht werden kann wie fast alles andere in der modernen Gesellschaft. Die Bedeutung des Lebens wird auf diese Weise auf die Ebene der Handelsware herabgestuft. Mancher Wissenschaftler träumt wohl davon, die Welt neu zu erschaffen und sieht sich als moderner Schmied des Lebens, der das Leben auf dem Amboss einer künstlichen zweiten Genesis umformt.
Aber können wir die Risiken wirklich absehen, sollte bei dieser utopischen wissenschaftlichen Bastelei etwas schief gehen? Wenn schon die Grundbausteine des Lebens der Manipulation und Vermarktung ausgeliefert werden, was bleibt noch an unantastbaren Werten?
Es ist Gott, der behauptet, dass er alles geschaffen hat – einschließlich der komplexen genetischen Bausteine, die allen Lebewesen gemeinsam sind (vgl. 1. Mose 1, 1; Epheser 3, 9; Offenbarung 4, 11). Ist es nicht bedenklich, in welche Richtung die Wissenschaft treibt, nun, da sie sich größtenteils nicht mehr an bestimmte moralische Grenzen gebunden sieht?